Ignaz Pleyel
Symphonies 18 & 21 • Viola Concerto

cpo 555 492-2
1 CD • 71min • 2022
13.02.2025
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Ignaz Pleyel ist wohl einer der wenigen Komponisten, die es zu Reichtum gebracht haben – aber weniger mit seinen Kompositionen als mehr durch seine wirtschaftliche Kompetenz: Am Schluss starb er als Fabrikant, Verleger und Gutsbesitzer. Geboren ist Ignaz Pleyel 1757 in Ruppersthal in Niederösterreich als Sohn eines Dorfschullehrers. Ladislaus Graf Erdödy finanzierte ihm eine musikalische Ausbildung bei Joseph Haydn und Reisen nach Italien. Seine erste richtige Anstellung erhielt er als Kapellmeister am Münster in Straßburg, wo er auch heiratete. 1791 erhielt er eine Einladung nach London, um dort Konzerte zu leiten und wurde als Haydn ebenbürtig gefeiert.
Er kehrte nach Straßburg zurück, geriet in die Wirren der Französischen Revolution und ging nach Paris. Dort gründete er einen Musikverlag und eine Klavierbaufirma und zog sich später auf ein Landgut nahe Paris zurück. 1831 starb er in Paris. Die „Salle Pleyel“ in Paris erinnert immer noch an seinem einstigen Ruhm.
Ein Haydn-Epigone?
Als Komponist war Ignaz Pleyel ungemein fleißig: über 40 Symphonien, 15 Instrumentalkonzerte, Nocturnes, Serenaden und Divertimenti für Orchester, weit über 150 Kammermusikwerke zeugen davon. Das Verdikt, ein musikalisches Leichtgewicht und ein Epigone Haydns zu sein, verfolgte ihn jedoch ein Leben lang. Darüber informiert das sehr ausführliche Booklet in zwei Sprachen, außerdem beschreibt es die hier versammelten drei Orchesterwerke ausführlich und kompetent.
Kompositorisches Leichtgewicht
Ein wirkliches Leichtgewicht ist das Concerto für Viola und Orchester in D-Dur B 105. Um James Bond zu paraphrasieren: ein süßes Nichts, was man da hört. Süß und hübsch, aber eine wohlklingende Bedeutungslosigkeit, allenfalls das heitere Rondo-Finale im typisch Haydn’schen Kehraus-Gestus kann überzeugen. Trotzdem behandelt Jordan Bak dieses Concerto als bedeutungsvoll, spielt dynamisch sehr lebendig, mit Emphase und Nachdruck und Ernsthaftigkeit, selbst die sehr schematische Kadenz.
Einfalls- und Formenreichtum
Wesentlich frischer wirken die beiden Symphonien. Im Haydn’schen Stil ohne Beethoven’sche Eruptionen oder Schubert’sche Aufgewühltheit, aber mit Modulationen, die weit in die Harmonielandschaft hinausführen, einem „gehenden Duktus“ im Andante der Symphonie Nr. 18, einem sehr vielgliedrigen kontrastreichen Thema im Kopfsatz der Symphonie Nr. 21, einem Arioso im lieblichen Romanzenton, der aber jäh durchbrochen wird von einem dramatisch aufgeheizten Mollteil und gefolgt wird von einem verschmitzt endenden Rondo-Finale: einfalls- und formenreich.
Für diese Hübschheiten hätte man sich niemand Besseres vorstellen können als die London Mozart Players unter Howard Griffiths. Mit Schwung, liebevoler Anteilnahme, federnder Gespanntheit und transparenter Klarheit in den Modulationswanderungen gehen die Musiker hier ans Werk. Die Unisoni sind sehr kompakt. Weil die Aufnahme in einer Kirche entstanden sind, nämlich der St John the Evangelist Church in London, ist die Aufnahme umgeben von reichlich Kirchenhall – was ein klein wenig befremdlich wirkt, aber dem engagierten Plädoyer für die Musik von Ignaz Pleyel keinen Abbruch tut.
Rainer W. Janka [13.02.2025]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Ignaz Pleyel | ||
1 | Sinfonie Nr. 18 Es-Dur B 139 | 00:18:37 |
5 | Violakonzert D-Dur B 105 | 00:30:02 |
8 | Sinfonie Nr. 21 D-Dur | 00:22:09 |
Interpreten der Einspielung
- Jordan Bak (Viola)
- London Mozart Players (Orchester)
- Howard Griffiths (Dirigent)