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Besprechung CD

Rihards Dubra

Music for Organ
Aigars, Reinis, Ilze Reine

SKANI 168

2 CD • 1h 42min • 2024

25.02.2025

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Die Aufnahme der 2015 entstandenen 2. Symphonie des lettischen Komponisten Rihards Dubra (Jahrgang 1964) hatte den Rezensenten aufhorchen lassen: Eine vielschichtige Musik, die auf bis ins Barock zurückgehenden, unterschiedlichen Geisteshaltungen aufbaut, dennoch mit durchaus verschiedenen Techniken ein konsistentes Klangpanorama erzeugt, zudem mit bewusstem Tiefgang. Dubra – in den 1990er Jahren auch selbst als Organist in Riga tätig – lebt in Teilen seiner Orgelmusik eine sehr persönliche Haltung zu den Mysterien des Katholizismus aus, bedient aber daneben ebenso ganz traditionelle Formen. Auf der neuen Doppel-CD teilt sich das Organisten-Ehepaar Ilze und Aigars Reinis sämtliche bislang – zwischen 1995 und 2023 – entstandenen Werke für dieses Instrument auf. Jeweils fünf der zehn vorgestellten Orgelstücke gehören zu der eher meditativen Richtung bzw. zu den historisch bewährten Konzertgattungen.

Katholischer Mystizismus in meditativer Klanggestalt

Bei ersteren verarbeitet Dubra Gebetsmodelle des katholischen Mystizismus, daher verwundert es nicht, dass alle fünf Stücke zunächst sehr leise und vorsichtig beginnen und so versuchen, den Hörer sogleich in eine kontemplative Grundhaltung zu bringen. Oft begegnet man flirrend kühlen, ätherischen Klängen in höchsten Registern und langsamen Entwicklungen anfänglich recht einfacher Muster. Hier spürt man, dass wir es mit typisch nordischer Musik zu tun haben. Die Harmonik bleibt dabei global tonal, allerdings im Rahmen einer durchgehend zeitgenössischen Klangrede. Ein immer wieder genutztes, zum Glück nie überstrapaziertes Merkmal von Dubras Orgelmusik sind einzelne Cluster, die von ornamentalen Schleifern bis zu aggressiv fauchenden Störmomenten reichen. Sämtliche Meditationen beinhalten gewaltige Steigerungen, jedoch auch emotionale Abbrüche. Vier der Stücke – Mūžīgo pakalnu ilgošanās (Sehnsucht nach den ewigen Hügeln), Dīviškō Rūze (Die göttliche Rose), Piedodošās gaismas litānija (Litanei des vergebenden Lichts) und Meditācija mistiskās rozes gaismā (Meditation im Licht der mystischen Rose) – enden quasi ekstatisch im Orgelplenum. Nur Dievmātes skatiena pieskāriens (Ein Hauch des Blicks der Muttergottes) führt in die Stille.

Persönliche Auseinandersetzung mit barocken Formen

Ein wenig anders geartet sind Dubras Aneignungen barocker oder romantischer Formen der Orgelmusik, der übrigens immer Händel als seinen Lieblings-Barockkomponisten genannt hat, nicht etwa Bach. Trotzdem gewährt uns der Lette einen durchaus persönlichen Blick auf die Barockzeit – so der Untertitel von Ostinato, Fuga e quasi una Toccata (2011). Hier steht nur eine recht kurze Fuge in der Mitte, aber in den Fugen der anderen Werke mit vertrauten Titeln zeigt Dubra sein ganzes kontrapunktisches Können, das keinesfalls nur zu rückwärtsgewandten Stilkopien führt – die Verehrung von Bachs Orgelkunst ist natürlich immer spürbar. Die Toccata von 2012 hat James D. Hicks bereits in Vol. XV seiner Anthologie Nordic Journey eingespielt. Der Komponist hat ihm dafür 2023 Toccata e fuga gewidmet. Nichtsdestotrotz gefällt obige Toccata in der Wiedergabe durch Aigars Reinis noch besser, und hinsichtlich Durchsichtigkeit ist die riesige Walcker-Orgel (1883/84) in der Rigaer Kathedrale den akustischen Möglichkeiten der Ulmer Pauluskirche generell überlegen.

Orgel vierhändig: ein großes Vergnügen

Explizit den französisch-romantischen Komponisten verpflichtet, die für die Cavaillé-Coll-Orgeln schrieben, ist hingegen die Petite symphonie pour orgue à quatre mains (2021).

Was Virtuosität und Einfühlungsvermögen betrifft, ist es anhand dieser Aufnahmen eh‘ sinnlos, Ilze Reine und Aigars Reinis gegeneinander ausspielen zu wollen – beide erweisen sich als großartige Interpreten von Dubras Musik. Mit vereinten Kräften an einer Orgel bündeln sie nochmal ganz andere Energien: Was machen da eigentlich genau die Füße? Das mit 17 Minuten längste Stück des Albums ist vielleicht nicht das kompositorisch stärkste; was hier jedoch an Klangpracht entfaltet wird, wirkt schlicht phänomenal. Generell fällt an Dubras Orgelwerk eines auf: Es verbreitet letztlich stets Zuversicht. Und allein dies ist in schwierigen Zeiten schon ein echter Glücksfall.

Vergleichsaufnahme: [Toccata] James D. Hicks in: Nordic Journey, Vol. XV: Baltic Solojourn (Pro Organo PO 7309, 2023).

Martin Blaumeiser [25.02.2025]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Rihards Dubra
1Ostinato, Fuga e quasi una Toccata (Ein Blick auf die Barockzeit. Meinem Freund Jan Katzschke gewidmet) 00:13:54
2Mūžīgo pakalnu ilgošanās 00:08:54
3Toccata e fuga (Comissioned by James D. Hicks) 00:08:06
4Dīviškō Rūze (Moza parafraze par kūra dzīsmi. Raksteits speciali pēc Gunas Kises lyuguma) 00:10:45
5Toccata (For Mr. Carson Cooman) 00:08:26
CD/SACD 2
1Fantāzija un fūga (Vēl viens skats uz baroka laiku... Ilzei Reinei) 00:08:59
2Dievmātes skatiena pieskāriens (Meditācija. Ilze dzimšanas dienā) 00:06:34
3Piedodošās gaismas litānija 00:07:56
4Meditācija mistiskās rozes gaismā 00:11:04
5Petite symphonie pour orgue à quatre mains (Écrit spécialment pour Ilze et Aigars Reinis) 00:17:09

Interpreten der Einspielung

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