The Hyperion Schubert Edition Vol. 32 - An 1816 Schubertiad
Hyperion CDJ33032
1 CD • 77min • 1999
01.01.2000
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
In das Jahr 1816 fällt Schuberts erfolglose Bewerbung um ein musikalisches Amt in Laibach sowie der ebenfalls erfolglose Versuch, den Dichterfürsten Goethe für Schuberts Vertonungen seiner Gedichte zu interessieren. In diesem Jahr entstanden aber auch mehr als hundert Lieder, darunter so bedeutende wie Der Wanderer (Schmidt v. Lübeck). Eine reiche Ernte, aus der für die neueste Folge der Hyperion-Serie eine Auswahl von zwanzig Vokalkompositionen zusammengestellt wurde. Da nicht nur Lieder, sondern auch Vokalquartette und chorisch besetzte Kompositionen in das Programm einbezogen wurden, ergeben sich viele Begegnungen mit Werken, die weit abseits des gängigen Repertoires stehen. Unter den mehrstimmigen Gesängen zählt das Duett Licht und Liebe (Text: Matthäus v. Collin) zu den Höhepunkten der Sammlung, dasselbe gilt auch für die Quartette nach Dichtungen von Johann Peter Utz, An die Sonne, Gott im Ungewitter und Gott der Weltschöpfer, die ein berührendes Zeugnis von Schuberts Frömmigkeit abgeben.
Graham Johnson verteilt seine Wirksamkeit als Klavierbegleiter diesmal auf eine ganze Schar von Gesangssolisten, unter denen künstlerische Kapazitäten wie Christine Schäfer, Christoph Prégardien, Ann Murray, Michael Schade oder Philip Langridge zu finden sind. So unterschiedlich die einzelnen Vortragsnummern auch sind, sie fügen sich doch zu einem musikalischen Gesellschaftsspiel zusammen, das Assoziationen zu den ungezwungenen Lustbarkeiten des Schubertkreises aufkommen läßt. (Wobei das Wort "Schubertiade" etwas anfechtbar ist, denn diese Bezeichnung kam erst 1821 auf.) In der Wiedergabe ist, wie bei den meisten Produktionen der Schubert-Edition, äußerste musikalische Sorgfalt zu bemerken. Die sprachliche Komponente kann mit dieser Akuratesse allerdings nicht immer Schritt halten. Auffallend im Zirkel der Schubertsänger ist die Dominanz der extrem hoch gelegenen, fast knabenhaften Tenorstimmen. Graham Johnson hat wiederum ausführliche Kommentare zu jedem einzelnen Stück geschrieben. Auch wenn man seinen mitunter recht kühnen Gedankenwegen nicht immer folgen will, wird man seine Betrachtungen stets als anregend und erfrischend empfinden. Anregend und erfrischend wirkt er auch als Klavierspieler.
Ein Wort noch zum Titelbild. Glaubt wirklich jemand allen Ernstes, daß dieser hochmütige Biedermeier-Playboy, der uns jetzt schon von diversen CD-Bebilderungen zublinzelt, mit dem Schulgehilfen vom Himmelpfortgrund identisch sein kann?
Clemens Höslinger [01.01.2000]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Franz Schubert | ||
1 | Der Geistertanz D 949 für Chor (Die bretterne Kammer der Toten erbebt) | |
2 | Des Mädchens Klage D 389 | |
3 | Licht und Liebe D 352 (Nachtgesang, 1816) | |
4 | Beitrag zur fünfzigjährigen Jubelfeier des Herrn Salieri D 407 | |
5 | Zum Punsche D 492 | |
6 | Ritter Toggenburg D 397 | |
7 | Vedi quanto adoro D 510 (Arie der Dido - aus: Didone abbandonata) | |
8 | Naturgenuß D 422 | |
9 | An die Sonne D 439 für Sopran, Alt, Tenor und Klavier (1816) | |
10 | Entzückung D 413 (1816) | |
11 | Das große Halleluja D 442 | |
12 | Grablied auf einen Soldaten D 545 | |
13 | Schlachtgesang D 443 | |
14 | Das war ich D 174a/450a | |
15 | Die verfehlte Stunde D 409 | |
16 | Zufriedenheit D 501 | |
17 | Der Entfernten D 331 | |
18 | Der Wanderer op. 4 D 489 Fssg. 1 (1816) | |
19 | Gott im Ungewitter D 985 | |
20 | Gott der Weltschöpfer D 986 |