Sie zählt zu den großen Geigerinnen der Gegenwart, wurde von „Musical America“ 2002 zur „Besten Instrumentalistin des Jahres“ gewählt und feierte am 25. Oktober 2016 dabei erst ihren 45. Geburtstag: die japanische Geigerin Midori. 1971 in Moriguchi (Osaka) geboren, begann sie bereits im frühesten Alter unter der Anleitung ihrer Mutter – selbst eine Geigerin – Geige zu spielen. 1981 nahm Midori am Sommerkurs des Aspen Music Festival unter der Leitung von Dorothy DeLay teil und durfte im März 1982 ein Studium im Rahmen des Pre College Program an der Juilliard School beginnen. Daneben besuchte sie die private Professional Children's School, an der sie 1991 den Highschool-Abschluss erlangte. Im Frühjahr 1995 begann sie ein Studium mit dem Schwerpunkt Psychologie und Geschlechterforschung an der Gallatin School of Individualized Study (New York University) und graduierte 2000 als Bachelor of Arts mit dem Prädikat „Magna cum laude“, 2005 erhielt sie den Master of Arts in Psychologie. Bereits am 30. Dezember 1982 hatte sie als Elfjährige mit dem New York Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Zubin Mehta in der Avery Fisher Hall in Manhattan als Solistin debütiert. In Tanglewood begeisterte sie im Alter von 14 Jahren Publikum, Kritiker und Musiker gleichermaßen, als sie den fünften Satz von Leonard Bernsteins Serenade, die er selbst dirigierte, wegen zweier gerissener E-Saiten auf drei verschiedenen Geigen meisterte. Sie war bald eine international gefragte Violinvirtuosin und tritt regelmäßig als Solistin unter der Leitung namhafter Dirigenten mit den weltweit bedeutendsten Orchestern sowie mit Recitalturneen auf. Dennoch nagten Selbstzweifel und Minderwertigkeitsgefühle an ihr, so dass sie 1994 – auch als Folge ihres zwanghaften Perfektionsstrebens – einen völligen Zusammenbruch erlitt. In einer fünfjährigen Therapiephase mit mehreren Klinikaufenthalten konnte sie jedoch diese depressive Krise zu überwinden und kam selbst in dieser Zeit ihren Konzertverpflichtungen nach. 2001 wurde Midori als Dozentin für Violine an die Manhattan School of Music berufen, 2004 folgte sie einem Ruf als Professorin für Violine auf den Jascha-Heifetz-Lehrstuhl für Musik an der Thornton School of Music (University of Southern California). Seitdem lebt Midori in Los Angeles. Neben ihrer erfolgreichen künstlerischen Karriere hat sich die Geigerin mit der Gründung der Organisation „Midori & Friends“ besonders für die musikalische Förderung und Bildung vor allem in den USA und in Japan eingesetzt mit dem Ziel, den Menschen unabhängig von Herkunft und Alter den Zugang zur Musik zu ermöglichen. Midori erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Avery Fisher Prize (2001) sowie Japans höchste künstlerische Ehrung, den Crystal Award, sowie den Suntory Hall Award. In den letzten Jahren wurde besonders ihr Engagement für „Midori & Friends“ mit Ehrungen bedacht. Klassik Heute wünscht der engagierten Künstlerin mit allen Klassikfans weiterhin viel Erfolg und alles Gute.
Tabellarische Biographie
1971 | geboren als Goto Mi Dori in Osaka (Japan). Die Achtjährige spielte der berühmten Violinpädagogin Dorothy DeLay in Japan vor, die sofort von ihrem außerordentlichen Talent überzeugt war. Daraufhin zog Midoris Familie nach New York, wo Midori an der Juilliard School of Music studierte und wo sie seitdem lebt. |
1982 | Konzertdebüt unter der Leitung von Zubin Mehta bei den New Yorker Philharmonikern. |
1986 | Debüt beim Schleswig-Holstein Musik-Festival mit den Violinsonaten von Leclair und Prokofieff (Violinsonate Nr. 2 in D-Dur), sowie der Sonate für Violine solo von Ysaye und der Paganini-Caprice Nr. 4. |
1990 | Am 21.10. Solodebüt in der New Yorker Carnegie Hall mit Ravels Tzigane. |
2000 | Konzert in München u.a. Beethovens Kreuzersonate. |
2002 | 20-jähriges Bühnenjubiläum. Bei Sony ihrem Exklusiv-Label Sony erscheint aus diesem Anlaß eine neue CD mit französischen Violinsonaten. Ihr Klavier-Partner ist Robert McDonald,. Auf der neuen CD kombiniert die Geigerin Sonaten von Debussy, Poulenc und Saint-Saëns. Im Juni spielt sie der Leitung von Mariss Jansons in Berlin mit den Berliner Philharmonikern das erste Violinkonzert von Max Bruch. Das Konzert wird live von Sony mitgeschnitten. Im Anschluß daran ist die Geigerin zusammen mit ihrem ständigen Klavierpartner Robert McDonald bei den Festspielen in Moritzburg, Schleswig-Holstein, im Rheingau, in Salzburg und in Ludwigsburg zu erleben. |
2004 | Midori wurde auf den Jascha Heifetz Lehrstuhl für Musik an der Universität von Southern California, Thornton School of Music,berufen. Dieser wurde 1974 zu Ehren des berühmten Geigers und Pädagogen Jascha Heifetz eingerichtet, der von 1962 bis 1982 an der USC unterrichtete. Midori wird ihr Amt im Herbst 2004 antreten. |
2005 | Midori wird erstmals im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals in Lübeck einen Meisterkurs abhalten. |
2006 | Die Geigerin Midori wird im November für eine Rezital-Tournee nach Deutschland kommen. Am 18. November wird sie in München (Herkulessaal) ein neues Werk des finnischen Komponisten Einojuhani Rautavaara mit dem Titel "Lost landscapes" uraufführen und im Laufe ihrer Tournee auch in Fürth, Frankfurt und Bamberg spielen. Ihr Klavierpartner ist Robert McDonald. |
2007 | Im Mai kommt Midori für eine 10-tägige Tournee nach Deutschland. Mit dem Pianisten Charles Abramovic spielt sie u.a. Werke von Beethoven, Enescu und Schumann. Im gleichen Jahr wird sie durch den Generalsekretär der Vereinten Nationen zur "Botschafterin des Friedens" ernannt. |
2008 | Vom 23. Juli bis 5. August geht Midori gemeinsam mit dem Pianisten Jonathan Biss, der ab der Spielzeit 2009/10 auch ihre Organisation „Partners in Performance“ unterstützen wird, und dem Cellisten Johannes Moser auf eine Tournee durch Europa. Das Trio wird u. a. in der Londoner Wigmore Hall, beim Harrogate Festival, beim Lujubljana Festival und beim Kammermusikfestival von Delft auftreten. |
2011 | Auszeichnung mit dem "Crystal Award" des World Economic Forum in Davos für ihre künstlerische Arbeit und ihr Engagement in den Projekten sozialen Projekten, darunter die Stiftung „Midori & Friends“ und das Projekt „Music Sharing“. |
2012 | Im Januar Recital-Tournee durch Deutschland. Neuauflage ihrer Autobiografie "Einfach Midori" beim Henschel Verlag. |
2013 | Anlässlich ihres 30-jährigen Bühnenjubiläums spielte Midori Brahms‘ Violinkonzert mit den Münchner Philharmonikern unter der Leitung von Zubin Mehta (Februar 2013). ARTE zeigt am 30. Juni 2013 um 18:30 Uhr einen Mitschnitt des Münchner Konzerts. In den Sommermonaten ist Midori beim Edinburgh Festival am 22. und 24. August mit einem Soloprogramm mit Bachs Violinsonaten und -partiten zu Gast, in spannungsreicher Gegenüberstellung eines jeweils zeitgenössischen Werks von Alfred Schnittke und Mario Davidovsky. Nach erfolgreichen Aufführungen des ihr gewidmeten Violinkonzerts DoReMi von Peter Eötvös in Los Angeles (Uraufführung) und Leipzig (europäische Erstaufführung), spielt Midori das Werk am 29. August bei den BBC Proms gemeinsam mit dem Philharmonia Orchestra unter der Leitung von Esa-Pekka Salonen. Mit dem NDR-Sinfonieorchester unter der Leitung von Christoph Eschenbach hat Midori Hindemiths Violinkonzert eingespielt. Die Veröffentlichung der Aufnahme ist im Juli bei Ondine geplant. |
2014 | Midori eröffnet die Konzertsaison bei den Düsseldorfer Symphonikern. |
2019 | Am 12. Februar konzertiert Midori mit dem Orchester der Komischen Oper Berlin. |
2021 | Midori erhält Kennedy Center Honor. Am 10. Dezember spielte Midori die deutsche Erstaufführung des ihr gewidmeten Violinkonzert von Detlev Glanert mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester unter der Leitung von Brad Lubman. Glanerts Violinkonzert Nr. 2 entstand nach der inhaltlichen Vorlage von Beethovens Brief an die „Untsterbliche Geliebte“ und ist wie der Brief selbst dreiteilig arrangiert. Das Konzert wird am 10. Dezember um 20:00 Uhr auf NDR Kultur übertragen. |
2022 | Midori wird im März 2022 mit dem Royal Scottish National Orchestra auf Europa-Tournee gehen. Mit dem gleichen Orchester hatte sie im November 2021 die Uraufführung des ihr gewidmeten Violinkonzert Nr. 2 An die unsterbliche Geliebte von Detlev Glanert in Edinburgh gespielt. Midori feiert in dieser Saison ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum und beginnt dieses mit Konzerten in Deutschland. In Dresden im Rahmen des Moritzburg Festivals, das in diesem Jahr 30-jähriges Bestehen feiert, mit dem Moritzburg Festival Orchester unter der Leitung von Josep Caballé Domenech und in Flensburg beim Schleswig-Holstein Musik Festival mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen unter der Leitung von Tarmo Peltokoski wird sie Brahms Violinkonzert spielen. Da es 2020 aufgrund der Pandemie nicht möglich war, die Preisverleihung stattfinden zu lassen, wird die Brahms Gesellschaft Schleswig-Holstein Midori in diesem Jahr den Brahms-Preis 2020 in Wesselburen offiziell verleihen. Der Herbst bringt für Midori interessante Gastspiele in u.a. Österreich mit einer Residency an der Volksoper Wien, den USA und Japan mit einer besonderen Residency an der Suntory Hall in Tokyo und einer Trio-Tournee mit Antoine Lederlin und Jonathan Biss in Sils in der Schweiz, Köln, Hamburg und London, um ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum international zu begehen |
2023 | Im vergangenen September feierte Midori mit dem Orchester der Volksoper Wien einen großen Erfolg im Wiener Konzerthaus. In einem Konzert am 6. Mai 2023 mit Dirigent Roderick Cox, der dabei sein Debüt an der Wiener Volksoper gibt, kehrte sie zurück und präsentierte Erich Wolfgang Korngolds 1945 komponiertes Violinkonzert – eine nostalgische Hommage an seine Jahre in Hollywood. Mit Midori haben die Festival Strings Lucerne ihre Spielzeit 2023/24 eröffnet, nicht nur mit einem umjubelten Konzert im KKL Luzern Ende Oktober, sondern auch in Gastspielkonzerten in drei italienischen Städten. Jetzt sind die Luzerner mit Midori auf einer ausgiebigen US-Tour, die sie vom 3. – 18. November 2023 unter der Leitung ihres ersten Geigers Daniel Dodds von der Ost- bis zur Westküste führt. Für die in New York lebende Midori wird die Tournee ein Heimspiel, während sich die Festival Strings Lucerne nach langjähriger Abstinenz wieder auf dem nordamerikanischen Markt präsentieren. |