Ernst Toch, als Sohn eines jüdischen Ledermachers am 7. Dezember 1887 in Wien geboren, begann seine kompositorische Tätigkeit als Autodidakt, indem er Streichquartette von Mozart abschrieb und ergänzte. Er studierte zunächst Philosophie und Medizin in Wien und Heidelberg. Der Gewinn des ersten Preises bei einem Kompositionswettbewerb mit einem Streichquartett, das ein Schulfreund ohne Tochs Wissen eingereicht hatte, und der Mozart-Preis der Stadt Frankfurt für seine Kammersinfonie in F-Dur (1906) ermöglichten ihm 1909 das Klavier- und Kompositionsstudium und brachten die Wende zur Komponistenkarriere. In den Jahren 1913 - 1929 lehrte er an der Musikhochschule in Mannheim (1921 Promotion in Heidelberg über die Stilkunde der Melodie) und avancierte in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg zu einem der gefragtesten Komponisten Deutschlands. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten fand diese Erfolgskarriere 1933 ein jähes Ende. Toch emigrierte 1936 nach Los Angeles, war dort aber nur bedingt erfolgreich und konnte sich nicht wie erhofft als Filmkomponist in Hollywood etablieren. Noch kurz vor seinem Tod hielt er sich selbst für den "meistvergessenen Komponisten des 20. Jahrhunderts". Toch schrieb u.a. sieben Sinfonien (die 2. als Albert-Schweitzer-Sinfonie bezeichnet, die 3. wurde 1956 mit dem Pulitzer Prize ausgezeichnet), 13 Streichquartette, Klavierwerke (Der Jongleur 1923), Vokalwerke (Die chinesische Flöte 1923), zwei Opern (Die Prinzessin auf der Erbse 1927, Der Fächer 1930) und Filmmusiken (Heidi). Ernst Toch starb am 1. Oktober 1964 in Los Angeles.
Tabellarische Biographie
7.12.1887 | geboren in Wien als Sohn eines jüdischen Kaufmanns. Er eignet sich autodidaktisch musikalische und kompositiorische Grundkenntnisse an. |
1904 | UA seines sechsten Streichquartetts in Wien durch das berühmte Rosé-Quartett. |
1909 | Verleihung des Mozart-Preises der Stadt Frankfurt an Toch. Abbruch des Medizinstudiums und Beginn des Musikstudiums in Frankfurt. |
1912-1928 | Dozent an der Mannheimer Musikhochschule, wo er Komposition und Musiktheorie unterrichtet. |
1921 | Promotion über das Thema Beiträge zur Stilkunde der Melodie an der Universität Heidelberg. |
1927 | UA der Kinderoper Die Prinzessin auf der Erbse op. 43 nach Hans Christian Andersen. |
1928 | UA von Egon und Emilie (Christian Morgenstern) op. 46. |
1929 | Toch übersiedelt nach Berlin. Konzerte unter der Leitung von Erich Kleiber machen seinen Namen bekannt. |
1932 | Einladung von Serge Koussevitzky mit dem Boston Symphony Orchestra das erste Klavierkonzert op. 38 von 1926 aufzuführen. Anschließend Tournee durch die USA, die seinen Namen dort bekannt machte. Die Aufführung des zweiten Klavierkonzertes im gleichen Jahr wurde durch die Sabotage des Nazi-Regimes zu einem Misserfolg. |
1933 | Machtübernahme der Nazis in Deutschland. Toch befindet sich auf Reisen in Florenz und emigriert von dort aus über London und 1934 nach New York. |
1934 | In New York Dozententätigkeit an der New School for Social Research. |
1936 | Ernennung zum Professor für Komposition und Musiktheorie an der University of Southern California in Santa Monica. |
1940 | Verleihung der US-Staatsbürgerschaft. Kompositionen für die Filmindustrie. In den Jahren 1935, 1941 und 1944 wurden seine Filmmusiken für den Oscar nominiert. Eines seiner bekanntesten Werke in diesem Genre ist das Hallelujah in Der Glöckner von Notre Dame. |
1950 | Arbeit an Konzertmusik. Es entstehen sieben Sinfonien. |
1957 | Pulitzer-Preis für die dritte Sinfonie. |
1960 | Toch wird mit dem Grammy-Award für seine Lebenswerk geehrt. |
1.10.1964 | gestorben in Santa Monica, Los Angeles (USA). |