Naxos 8.553023
1 CD • 77min • 1996
01.06.2001
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der zwölfteilige Zyklus Iberia von Isaac Albéniz zählt nicht nur zu den bedeutendsten Schöpfungen spanischer Musik, sondern gehört zu den Gipfelwerken der gesamten Klavierliteratur. Debussy liebte es, sich ans Klavier zurückzuziehen und sich in diese Sammlung von Impressionen aus verschiedenen spanischen Städten und Regionen zu vertiefen, von denen er sagte: "Nie hat die Musik vielfältigere und farbenfrohere Eindrücke geschildert!" Auch wenn die originale Klavierfassung - etwa in der Wiedergabe durch Alicia de Larrocha - ohne Einschränkung zu überzeugen vermag, scheinen doch die "bildhafte Überfülle", wie Debussy es nannte, die komplexe Polyphonie und die ungeheure Spannweite des Ausdrucks und der Dynamik geradezu nach der Orchestrierung zu rufen. Albéniz selbst hatte eine solche ins Auge gefaßt, konnte sie aber vor seinem Tod im Alter von knapp 49 Jahren nicht mehr bewerkstelligen. So übernahm sein Freund, der berühmte spanische Dirigent Enrique Fernández Arbós die Aufgabe, und seine Orchestrierung von fünf Sätzen aus Iberia erlangte bald die gleiche Identifikation mit dem Original wie Ravels Orchesterfassung von Mussorgskys Bilder einer Ausstellung. (Übrigens war auch Ravel daran interessiert, Albéniz' Musik für ein Ballett von Ida Rubinstein zu instrumentieren, wovon ihn allein urheberrechtliche Gründe abhielten.) Nach Arbós Tod wurden die restlichen sieben Sätze von dem spanischen Komponisten Carlos Surinach kaum weniger einfühlsam orchestriert, so daß das gesamte Werk seit 1956 in einer adäquaten Orchesterfassung vorliegt. Insofern bestand eigentlich kein unmittelbarer Bedarf an einer Neuinstrumentierung.
Die Fassung des Slowaken Peter Breiner, obwohl handwerklich solide gemacht, erreicht denn auch hinsichtlich Farbigkeit, Transparenz, Logik des Aufbaus und Raffinesse der Klangmischungen nicht ihre Vorgänger. Immerhin ist der Vergleich höchst lohnend, zeigt er doch, wie sich eine geniale Instrumentierung von einer guten unterscheidet. Wo bei Arbós jede Inflexion im Tonsatz ihre Entsprechung in der Klangfarbe findet, wo durch Mischung und Gegenüberstellung subtile räumliche Wirkungen erzielt werden, erscheint Breiners Orchestrierung oft etwas statisch, zu kompakt und in der Verwendung der Instrumentengruppen konventionell. Wohl gibt es hier und da Passagen, die bei Breiner in einem neuen Licht erscheinen, doch der Gesamtablauf wirkt nicht zwingend durchorganisiert.
Das Moskauer Orchester spielt wenig idiomatisch, und Igor Golovschin erliegt wie viele seiner Kollegen dem Trugschluß, durch Hastigkeit Spannung erzeugen zu können. Wünschenswert wäre, daß sich mehr kompetente Dirigenten der Fassung von Arbós/Surinach annähmen.
Peter T. Köster † [01.06.2001]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Isaac Albéniz | ||
1 | Iberia (12 nouvelles "impressions" en quatre cahiers) |
Interpreten der Einspielung
- Moskauer Sinfonieorchester (Orchester)
- Igor Golovchin (Dirigent)