
Christophorus CHR 77247
1 CD • 74min • 2001
22.07.2002
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der Bach-Schüler Johann Gottfried Müthel (1728–1788) zählt zu jenen Komponisten, die zu Lebzeiten und von Fachleuten hoch gelobt, von der breiten Öffentlichkeit jedoch vergessen wurden. Müthel war mit Carl Philipp Emanuel Bach befreundet, und das hört man auch, wenn seine Werke ausgelassen stürmen und drängen. Dass er außerdem in engem Kontakt zu Johann Adolf Hasse und zu Georg Philipp Telemann stand, bemerkt man hingegen weniger. Denn auch in den Sonaten und vor allem in den teilweise bizarren Variationen der Ariosi, die Zane Stradyna hier spielt, liegt das 19. Jahrhundert deutlich näher als das 18..
Dabei spielt die lettische Pianistin die Stücke keineswegs romantisierend, sondern bremst die individuelle Emphase und Müthels Lust an Grenzüberschreitungen eher aus zugunsten eines Ebenmaßes, das nur in Details immer wieder formal Freies und Eigenartiges aufscheinen lässt. Gerade dies jedoch hält die Aufmerksamkeit des Zuhörers aufrecht und richtet sein Augenmerk auf Einzelheiten, die der Norm widersprechen. Bei den Variationen hat die Pianistin mit ihrem dezenten Zugriff allerdings schlechte Karten: Denn die sind teilweise so kühn und so ungebärdig, wie selbst Beethoven später kaum kühner und ungebärdiger hätte sein können.
Susanne Benda [22.07.2002]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Gottfried Müthel | ||
1 | Klaviersonate B-Dur | |
2 | Klaviersonate C-Dur | |
3 | Arioso mit 12 Variationen c-Moll für Klavier | |
4 | Arioso mit 12 Variationen G-Dur für Klavier |
Interpreten der Einspielung
- Zane Stradyna (Klavier)