Obrigado Brazil
harmonia mundi SK89935
1 CD • 72min • 2002
17.07.2003
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Yo-Yo Ma liebt Grenzgänge. Nach dem viel beachteten Tango-Album (Soul of the Tango) und anderen Crossover-Projekten wendet sich der in Paris geborene amerikanische Cellist chinesischer Herkunft nun einem weiteren südamerikanischen Land zu: Brasilien. Gemeinsam mit seiner langjährigen Partnerin am Klavier, Kathryn Stott, sowie einer erlesenen Auswahl brasilianischer Musiker zeichnet Ma ein sehr farbiges Bild dieses so widersprüchlichen Landes.
Man müsste hier eigentlich von sechs verschiedenen Aufnahmen sprechen, denn Ma musiziert hier in unterschiedlichsten Besetzungen, vom Klavier und Gitarrenduo bis hin zum achtköpfigen Ensemble mit viel Percussion. So heterogen die Instrumentation, so unterschiedlich ist auch die Ausstrahlung der einzelnen Stücke. Diese reicht von kammermusikalischer Konzentration bis hin zu zielgerichtet vorwärts treibender Rhythmik. Besonders fein musiziert wird in den Ensemblepartien. Die Musik besitzt hier einen Grad an Entspanntheit und sommerabendlicher Wärme, die selbst beim einsamen konzentrieren Hören Assoziationen an fröhliche Sommerfeste im Südseeraum erweckt. Interessant ist, wie selbstbewusst und doch zugleich zurückhaltend Yo-Yo Ma sein Cellospiel in die Musik integriert. Im Duo mit Cesar Camargo Mariano wechseln Klavier und Cello sich in den rhythmischen Parts ebenso ab wie in den melodischen Teilen und lassen die Musik dabei wie ein eng geflochtenes Seil erscheinen, straff gespannt vor Energie und Spiellust.
Es würde den Rahmen sprengen, alle Nuancen dieser Aufnahme zu besprechen, stellvertretend seien noch das feine Klarinettenspiel von Paquito D'Rivera, der sein Instrument mit schmeichelndem Plauderton bläst, und das feine, ja zerbrechlich zarte Gitarrenspiel der Gebrüder Assad erwähnt.
Das Bild, welches diese CD von Brasilien zeichnet, ist freilich ein Wunschbild, ein Brasilien, so elegant wie das Getrippel brasilianischen Fußballzaubers, ohne Regelwaldabholzung und ohne die enorme Armut und Aggressivität. Die ausgesprochen schöne Bookletgestaltung (nur in Englisch) und der sehr gut abgestimmte, kompakte Klang sichern dieses Brasilienbild auch nach außen hin überzeugend ab und hinterlassen beim Hörer nichts weniger als großes Fernweh. Wie gut sich doch Musik und Tourismus vertragen können.
Robert Spoula [17.07.2003]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Cesar Camargo Mariano | ||
1 | Cristal | |
Antonio Carlos Jobim | ||
2 | Chega de Saudade | |
Heitor Villa-Lobos | ||
3 | A Lemda do caboclo | |
Jacó do Bandolim | ||
4 | Doce de coco | |
Camargo Mozart Guarnieri | ||
5 | Dansa brasileira | |
Baden Powell | ||
6 | Apelo | |
Camargo Mozart Guarnieri | ||
7 | Dansa negra | |
Pixinguinha | ||
8 | I X 0 (Um a Zero, Choro vivo) | |
Sérgio Assad | ||
9 | Menino | |
Cesar Camargo Mariano | ||
10 | Samambaia | |
Pixinguinha | ||
11 | Carinhoso | |
Heitor Villa-Lobos | ||
12 | Alma brasileira | |
Antonio Carlos Jobim | ||
13 | O Amor em Paz | |
Egberto Gismonti | ||
14 | Bodas de prata & Quatro Cantos | |
Waldir Azevedo | ||
15 | Brasileirinho | |
Egberto Gismonti | ||
16 | Salvador |
Interpreten der Einspielung
- Yo-Yo Ma (Violoncello)
- Sérgio Assad (Gitarre)
- Odair Assad (Gitarre)
- Egberto Gismonti (Klavier, Gitarre, Flöte)
- Kathryn Stott (Klavier)
- Paquito D' Rivera (Klarinette)
- u.a. (Klarinette)