Warner Classics 0927 47941-2
1 CD • 68min • 2002, 2003
08.07.2003
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Seinen eindrucksvollen Einspielungen für das Label Vanguard und zuletzt für Erato (Warner Classics) fügt der russische Pianist Nikolai Lugansky nun eine weitere Darbietung von reifer manueller und gedanklicher Sorgfalt hinzu, wobei der Aspekt temperamentvoller Detail- und Satzgestaltung in keinem der beiden Konzerte unterbelichtet wirkt. Im Vergleich zur historischen, mehr als 40 Jahre alten Moskauer Mercury-Einspielung mit dem damals fanatisch-fantastisch zupackenden Byron Janis, klingt unter den Händen Luganskys das frühe, hochexplosive fis-Moll-Konzert gezähmter, in den bulligen Akkordstrecken der Kopfsatzkadenz nicht ganz so Tasten-hungrig, aber das organische, sinnstiftende Aneinander selbst heterogenster Werksegmente verleiht der Gesamtgestaltung eine edle Linie, eine vornehme Gestik ohne jede grelle Klavierschminke. Nimmt man das d-Moll-Konzert und stellt die neue Lugansky-Version neben jene ungemein nachdenkliche, mit vielen Eigenwilligkeiten aufwartende von Mikhail Pletnev, dann wird man Luganskys Deutung als die konventionellere einordnen müssen, ohne dies auch nur im Ansatz als abwertend verstanden wissen zu wollen. Es ist, als ob Lugansky vom einfachen Unisono-Thema von Station zu Station an einen Rachmaninoff der kurzen, der logischen Wege gefunden hat und mit grosser, aber niemals unerbittlicher, schon gar nicht überrumpelnder Bestimmtheit seine Einsichten vertritt. In allen drei Sätzen herrscht Gelöstheit, wenn man will: fesselnde Normalität in einem klavier/orchestralen Gesamtklima zwischen den musikalischen Extremen polarer Kälte und äquatorialer Hitze, wie sie von den Musikernaturen etwa eines Weissenbergs (dem Kühlen) und Horowitz oder Gawrilow (den Hitzigen) verkörpert werden. Ungemein detailreich ausgearbeitet ist die Vor- und Mitarbeit des Birminghamer Orchesters, dem es weder an kammermusikalischer Feinsinnigkeit noch an Möglichkeiten zu gerundeter, nobel wuchtiger Attacke mangelt. Sakari Oramo scheint mir mehr und mehr zu einem der handwerklich wie ideologisch tatkräftigsten und zugleich umsichtigsten Dirigenten der jüngeren Generation, ja der gesamten Musikbetriebsamkeit herangewachsen zu sein. Nach Rattle konnte man dies dem britischen Spitzenorchester nur wünschen!
Peter Cossé † [08.07.2003]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Sergej Rachmaninow | ||
1 | Konzert Nr. 1 fis-Moll op. 1 für Klavier und Orchester | |
2 | Konzert Nr. 3 d-Moll op. 30 für Klavier und Orchester |
Interpreten der Einspielung
- Nikolai Lugansky (Klavier)
- City of Birmingham Symphony Orchestra (Orchester)
- Sakari Oramo (Dirigent)