harmonia mundi HMU 901803
1 CD • 55min • 2002
10.05.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Carl Philipp Emanuel und Johann Christian sind in gewisser Weise die Extreme der Bach-Familie: Hier der weitgereiste Weltenbürger, der sich in Mailand die italienische Sinnlichkeit und in London das Selbstbewußtsein des aufstrebenden Bürgertum zu eigen macht, dort der rationale Norddeutsche, der bei aller Empfindsamkeit die Strenge in der Suche nach neuen Ausdrucksformen nicht verliert. Dies sind gewiß Klischees, und in der vorliegenden Werkauswahl scheinen die Rollen bisweilen vertauscht, weil von Johann Christian von einer eher grüblerischen, Carl Philipp hingegen von einer sehr verbindlichen Seite beleuchtet wird.
Indes schießt die Akademie für Alte Musik Berlin wieder einmal über ihr Ziel hinaus. Mit völlig überzogenen Tempi und einer unnachgiebig brutalen Artikulation hackt sie Johann Christians g-Moll-Sinfonie (das bekannte Vorbild für Mozarts „kleine“ g-Moll-Sinfonie) so kurz und klein, daß nichts mehr von der musikalischen Substanz übrigbleibt. Auf den ersten Blick nicht so fulminant, bei näherer Betrachtung aber wesentlich dramatischer fällt da die Vergleichseinspielung des englischen Namensvetters, der Academy of Ancient Music, aus (Chandos 0540). Auch das Cembalokonzert B-Dur leidet unter dieser Aggressivität, obwohl Raphael Alpermann als Solist erstklassige Arbeit leistet.
Etwas entspannter – und zwar sehr zum Vorteil der Musik – gehen die Interpreten an Carl Philipp Emanuels Flötenkonzert an. Liegt dies an den akustischen Bedürfnissen des sanften Soloinstruments, die Christoph Huntgeburth konsequent einfordert? Auf jeden Fall sind hier jene eleganten Gesten und geschmeidigen Wendungen zu vernehmen, die man zuvor schmerzlich vermißte. Die Akademie für Alte Musik Berlin wäre gut beraten, wenn sie in diese Richtung weiterginge.
Dr. Matthias Hengelbrock [10.05.2004]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Johann Christian Bach | ||
1 | Sinfonie Es-Dur op. 6 Nr. 2 | |
2 | Konzert B-Dur op. 13 Nr. 4 für Cembalo und Orchester (1777) | |
3 | Sinfonie g-Moll op. 6 Nr. 6 Warb C 12 | |
Carl Philipp Emanuel Bach | ||
4 | Konzert d-Moll für Cembalo und Streicher |
Interpreten der Einspielung
- Raphael Alpermann (Cembalo)
- Christoph Huntgeburth (Flöte)
- Akademie für Alte Musik Berlin (Orchester)
- Stefan Mai (Dirigent)