
Naxos 8.557257
1 CD • 69min • 2003
01.07.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
In Kenntnis und in Bewunderung von Konstantin Scherbakovs Godowsky-, Schostakowitsch-, Beethoven- und Beethoven/Liszt-Aufnahmen – um nur einige herauszugreifen – hätte ich mir am Beginn des b-Moll-Konzerts von Tschaikowsky eine Spur mehr an akkordischer Rigorosität und Unwiderstehlichkeit an Kraftentfaltung erwartet. Das Soloinstrument wirkt dynamisch etwas benachteiligt, womöglich im Sinne einer obligaten Stimme dem Orchester eingeordnet. Doch bei einem geradezu volkstümlichen Werk mit dem Bekanntheitsgrad eines Schlagers sollte die Eröffnung unmissverständlich das Wollen und Können des Solisten ins akustische Rampenlicht rücken – selbst dann, wenn sich ein kluger, selbstkritischer Interpret sträubt, zum hundertsten Mal (und mehr!) dasselbe artikulieren zu müssen. Im Verlauf des Stückes entwickelt sich zwischen Scherbakov und den zufriedenstellend operierenden russischen Philharmonikern ein intelligentes, kontrastreiches, im Detail scharfsinniges, zuweilen auch mutig eigenwilliges Geben und Nehmen von Themen, Motiven und brillanten Durchgangsepisoden, in deren Skalen- und Oktavenverläufen Scherbakov nichts riskiert, was den musikalischen Zusammenhang stören könnte. Das heißt: in den bekannten Quasi-Etüden-Passagen verwendet er seine fulminanten Möglichkeiten in Richtung integrativer Brillanz, keineswegs macht er daraus Vorzeigpassagen in Hinblick auf sportliche Grenzwerte. So überzeugt dieses b-Moll-Konzert letzten Endes als gestalterisches Gesamtpaket, als geglückter Versuch, einem bewährten musikalischen Schlachtross eine vertraute Richtung zu erlauben, ohne dabei die Zügel schleifen zu lassen.
Besondere Attraktivität erlangt diese Edition jedoch durch die Koppelung des b-Moll-Konzerts mit dem Konzert Nr. 3 und mit dem selten zu hörenden Andante und Finale op. 79 in der Taneyev-Orchestrierung. Scherbakov zeigt sich hier als bestens vorbereitet, nutzt jede Möglichkeit, die schönen und glänzenden Seiten zweier insgesamt nicht ganz glückhafter Partituren herauszukehren. Und dies mit spielerischem Temperament, als handelte es sich um eine Live-Präsentation.
Peter Cossé † [01.07.2004]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Peter Tschaikowsky | ||
1 | Konzert Nr. 1 b-Moll op. 23 für Klavier und Orchester | |
2 | Konzert Nr. 3 op. 75 für Klavier und Orchester | |
3 | Andante und Finale op. 79 für Klavier und Orchester |
Interpreten der Einspielung
- Konstantin Scherbakov (Klavier)
- Russian Philharmonic Orchestra (Orchester)
- Dmitry Yablonsky (Dirigent)