Aram Khatchaturian Konzerte für Violine und Violoncello
Arabella Steinbacher, Daniel Müller-Schott
Orfeo C 623 041 A
1 CD • 70min • 2003
02.06.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Orfeo gibt dieser Produktion auf der Rückseite einen kurzen Text bei: „Zwei außergewöhnliche Künstler interpretieren zwei außergewöhnlicheWerke: Daniel Müller-Schott und Arabella Steinbacher widmen sich Khatchaturjans Konzerten und ihrer einzigartigen Atmosphäre mit ganzem Herzen.“ Dem ist völlig zuzustimmen und wenig hinzuzufügen. Pikanterweise bezieht dieser Text den Dirigenten nicht mit ein. In der Tat ist das, was Sakari Oramo und sein City of Birmingham Symphony Orchestra abliefern, nicht außergewöhnlich: Solide Begleitung im Orchester – mit hoch erfreulichen Leistungen einzelner Bläser-Solisten – und noch akzeptabler Auslotung der Dynamik, mehr aber nicht. Der Klang betont zudem extrem die Außenstimmen, erste Violinen und Baß-Instrumente dominieren den Klang; die Mittelstimmen, besonders in den Tutti-Passagen, sind oft schlecht durchhörbar. Vom Orchester und Dirigenten her klingt alles zu routiniert und nüchtern. Das mag auch am Aufnahmeort liegen – dem Münchner Gasteig, den kein geringerer als Sergiu Celibidache als »tot« bezeichnete. Nicht von ungefähr hat er zur Einweihung neben Bruckners fünfter Sinfonie die Exequien von Schütz aufgeführt, denn einen toten Raum kann man nur mit einem Requiem eröffnen, wie er sagte.
Die Tonmeister beim Cellokonzert haben offenbar dem Orchester geholfen und den Klang sehr direkt abgenommen, das Ergebnis dezent vergoldet und gerundet, ohne zu viel Hall zu verwenden, während die Klangverantwortlichen im Violinkonzert die Solistin eher zugedeckt lassen, sie manchmal zu sehr mit Hall versehen (etwa Kadenz im ersten Satz, Tr. 4, ab ca. 8’32) und auch nicht für ihre immer gleich bleibende räumliche Verortung gesorgt haben. Die klangliche Wertung wäre als Durchschnitt einer 8 für das Cello- und einer 6 für das Violinkonzert zu verstehen. Die künstlerische Wertung bezieht sich ausdrücklich auf die Solisten, die für die eigentliche Beseeltheit sorgen und entsprechen einer 10 für Müller-Schott, einer 8 für Arabella Steinbacher. Das Plädoyer von Daniel Müller-Schott für dasKhatchaturian-Konzert, ein Stiefkind der Cellisten, ist so nachdrücklich ausgefallen und so vorzüglich gelungen, dass man dieser Einspielung eine nachhaltige Startschusswirkung für seine Kolleginnen und Kollegen wünschen kann.
Müller-Schott steht praktisch ohne Konkurrenz da (sieht man einmal von Raphael Wallfisch/Chandos 8579 ab), während es vom Violinkonzert inzwischen eine ganze Reihe interessanter Einspielungen gibt. Leonid Kogan, Gerhard Taschner und Ruggiero Ricci haben da kaum zu überbietende Maßstäbe gesetzt; außerdem sind erst im vergangenen Jahr zwei sehr gute Neuproduktionen mit Mihaela Martin (Naxos 8.555 919) und Sergey Khachatryan (Naive V 4959) erschienen. Arabella Steinbacher spielt ebenfalls hoch motiviert, sehr kompetent und hingebungsvoll, packt aber – zumindest für meinen Geschmack – nicht ganz so nervig-kraftvoll zu, wie es die Ecksätze brauchen; auch die Kantilenen könnten noch etwas glutvoller sein. Diesbezüglich bleiben Taschner und Khachatryan meine Favoriten.
Dr. Benjamin G. Cohrs [02.06.2004]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Aram Khatchaturian | ||
1 | Konzert e-Moll für Violoncello und Orchester | |
2 | Konzert d-Moll für Violine und Orchester |
Interpreten der Einspielung
- Arabella Steinbacher (Violine)
- Daniel Müller-Schott (Violoncello)
- City of Birmingham Symphony Orchestra (Orchester)
- Sakari Oramo (Dirigent)