Naxos 8.551219-20
2 CD • 1h 46min • 2003
20.07.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Ja, das ist ohne Wenn und Aber eine Werkwiedergabe, die Friedrich Smends emphatisch-pathetischer Charakterisierung von Bachs „hoher“ h-Moll-Messe als „großartigstes Werk der abendländischen Musikgeschichte“ entspricht. Vor allem das Sanctus hatte es dem Theologen, Musikforscher und Herausgeber dieses kirchenmusikalischen Krönungswerkes im Rahmen der Neuen Bach-Gesamtausgabe angetan. Natürlich muß man mit solchen Superlativen sparsam umgehen und angesichts vergleichbarer Höhepunkte zur Relativierung bereit sein. Dennoch: bereits mit dem kurzen, einleitenden Kyrie-Chorruf als Bitte um Erbarmen, bevor das ausgedehnte orchestrale Vorspiel gleichsam als Motto das ganze Kompendium Bachscher Tonkunst als ein riesiges Glaubensbekenntnis verströmt, wird ein musikalisch-künstlerisches Versprechen abgegeben, das über alle Teile des Messordinariums hinweg mit der hier vorliegenden Werkdeutung eingelöst wird.
Wesentliche Erfolgsfaktoren der klingenden Aussage sind ein stilsicheres Grundempfinden und der objektivierende Respekt gegenüber dem Notentext. Überdies erweist sich die transparente Besetzungsgröße mit ihrer kammermusikalischen Prägnanz als ideale Basis für eine alle Feinheiten der Partitur durchleuchtende Wiedergabe. Optimal positionierte Solostimmen, Orgel, 15 Chorsoprane, 9 Altstimmen, je 6 Tenöre und Bässe bei entsprechend schlanker Orchestergröße bilden das solide Fundament dieses großen – und großartigen – Vorhabens.
Vorbildlich ist auch die editorische Sorgfalt der Doppelbox mit allen üblichen Künstlerinformationen, dem vollständigen Abdruck der gesungenen Texte (mit Übersetzung) und einem ausführlichen Werkkommentar von Emil Platen. Vielleicht hätte man angesichts der Bedeutung dieses Werkes auch die verwendeten Notenvorlagen und wissenschaftlichen Bezugsquellen nennen können – so etwa die fundierte, sympathisch kurz gefasste Werkmonographie von Walter Blankenburg (1974).
Zweifellos ist ein solches hervorstechendes Produktionsergebnis dem künstlerischen Gesamtkonzept und der generationsübergreifenden Erfahrung in der Bach-Interpretation der respektablen Stabsarbeit des langjährigen Leiters des Kölner Kammerorchesters, Helmut Müller-Brühl, zu verdanken. Daß ihm dafür ein ideales Künstlerensemble an Vokal- und Instrumentalsolisten zur Verfügung stand, dazu der hervorragende Dresdner Kammerchor mit seiner durch Wort- und Klangpräzision von Hans-Christoph Rademann perfekt ausbalancierten Vorarbeit, nicht zuletzt auch ein spürbar kompetentes Eingehen der Studiotechnik auf die Gesamtwirkung, rundet diese Aufnahme zu einem Dokument von hohem Stellenwert ab.
Dr. Gerhard Pätzig [20.07.2004]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach | ||
1 | Messe h-Moll BWV 232 für Soli, Chor und Orchester |
Interpreten der Einspielung
- Sunhae Im (Sopran)
- Marianne Beate Kielland (Mezzosopran)
- Ann Hallenberg (Alt)
- Markus Schäfer (Tenor)
- Hanno Müller-Brachmann (Bassbariton)
- Dresdner Kammerchor (Chor)
- Kölner Kammerorchester (Orchester)
- Helmut Müller-Brühl (Dirigent)