naïve OP 30395
1 CD • 72min • 2004
27.09.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
„Eine dunkle, berückende, berührende Stimme, die trotz ihrer Fülle schlank ist und reich an oszillierenden Farben.“ So beschreibt Jürgen Kesting die Stimme von Sara Mingardo. Die Sängerin ist in Venedig geboren, wo sie auch studierte und noch heute lebt. Das dunkle und warme Timbre des tiefen weiblichen Alts erfreute sich in ihrer Heimatstadt auch zu den Zeiten großer Beliebtheit, als anderswo die Kastraten hoch geschätzt wurden, die Italien in alle Welt exportierte. Daß die Rolle in einer Oper und das Geschlecht dabei nicht immer übereinstimmen mußten, demonstriert das Beiheft: In der Aufführung von Johann Adolph Hasses Serenata Marc’Antonio e Cleopatra (1725) gab der Kastrat Farinelli eine hinreißende Cleopatra, während die Altistin Vittoria Testi einen virilen Mark Anton verkörperte.
Mit ihrem Programm, das die ganze Epoche der Barockmusik umfaßt, führt Sara Mingardo überaus eindrucksvoll die Klangfülle ihrer herrlichen Stimme vor. Hier deklassiert die Natur eindeutig die Kunst, diese Wonnen des Gesangs kann kein noch so subtiler oder technisch versierter Kontratenor dem Zuhörer bereiten! „Aber stimmt auch die künstlerische Darstellung?“ fragt sich der Alte-Musik-Freund und treue Fan der Kontratenöre von Alfred Deller bis Derek Lee Ragin, von Paul Esswood bis Andreas Scholl. Sie stimmen! Mehr gibt es fast nicht zu sagen. Sara Mingardo und Rinaldo Alessandrini finden in einer außerordentlichen künstlerischen Gemeinschaft zusammen, die alle Aspekte und Affekte der Barockmusik in der langen und entwicklungsreichen Geschichte dieser Epoche gestalten.
So ist eine neue Referenzaufnahme für barocken Gesang entstanden, die nach Einschätzung des Rezensenten noch lange als heller Stern über der Diskographie barocker Vokalmusik leuchten wird!
Detmar Huchting [27.09.2004]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Tarquinio Merula | ||
1 | Hor ch'e tempo di dormire (1638) | |
Giovanni Salvatore | ||
2 | Allor che Tirsi udia | |
Giacomo Carissimi | ||
3 | Deh, memoria, e che più chiedi | |
Claudio Monteverdi | ||
4 | Vorrei baciarti | |
Pietro Francesco Cavalli | ||
5 | Erme e solighe cime | |
Claudio Monteverdi | ||
6 | Se i languidi miei sguardi (aus: Settimo Libro de' Madrigali) | |
Giovanni Legrenzi | ||
7 | Costei ch'in mezzo al volto scritt'ha il mio cor | |
Georg Friedrich Händel | ||
8 | Lungi da me pensier tiranno | |
Antonio Vivaldi | ||
9 | Pianti, sospiri e dimandar mercede RV 676 |
Interpreten der Einspielung
- Sara Mingardo (Alt)
- Concerto Italiano (Orchester)
- Rinaldo Alessandrini (Leitung)