J.S. Bach
Cantatas Vol. 16
Challenge Classics CC72216
3 CD • 2h 17min • 2001, 2002, 2003
24.11.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Von allen Versuchen, Bachs gesamtes Kantatenschaffen im Alleingang von einer durchgängig auf ein solches Riesenprojekt fixierten Interpretengruppe künstlerisch zu bewältigen, ist Ton Koopmans Vorhaben das aufregendste. Nicht nur, was seine Stringenz an aufführungspraktischer Umsicht und stilistischer Qualität betrifft, sondern – leider – auch an Inkonsequenz seiner ursprünglichen Produzenten. Was mit dem Etikett "Erato" begann, um mit gewaltigem Paukenschlag zur Jahrtausendwende im Hause Warner Music allen Vorgängern den Rang abzujagen, endete nach der Veröffentlichung der CD-Boxen 1-7 kläglich mit einem ökonomischen Orientierungswechsel des Warner-Bosses Brian Southall bereits im Jahre 01 des neuen Jahrhunderts. Nicht nur die Protestwelle der Bach- und Koopman-Enthusiasten vom März 2002 ist im Internet unter ? dokumentiert worden, sondern der Wagemut und die Einsatzbereitschaft der Interpreten nebst neuen Sponsoren scheint den Fortgang dieser mit allem Fach- und Sachverstand ausgestatteten Serie zu garantieren.
Obgleich die inhaltlichen Lücken der Boxenfolgen 8-12 noch zu schließen sind, bestätigen die inzwischen vorliegenden Folgen 13-16 den hohen Rang der „Amsterdamer“ Bachpflege. In jedem Falle kann sie sich mit ihren Vorläufern aus dem Hause Hänssler mit Helmuth Rilling und der Gächinger Kantorei, dann mit dem nicht minder aufwendigen, etwas älteren Beitrag aus Japan (Masaaki Suzuki) und erst recht mit Koopmans einheimischen Konkurrenten auf Brilliant Classics (Holland Boys Choir und Netherlands Bach Collegium unter Pieter Jan Leusink) hören und sehen lassen. Ja, auch das „Sehen“ ist Koopmans wichtiges Anliegen dank der vorbildlichen Beiheft-Ausstattung und Kommentierung durch den Bach-Forscher Christoph Wolff.
Und was das Hören anbetrifft, so können die Urteile zu den bereits vorliegenden Bestleistungen mit Fug und Recht auf die nun vorliegende Box 16 übertragen werden. Ton Koopman ist es gewiß nicht zu verargen, daß er Bachs differenzierte Polyphonie der Instrumentierung und Vokalfarben absolut gleichberechtigt mit dem Klangnetz der Solo- und Chorstimmen verknüpft, um stets dem Gesamtkunstwerk (einschließlich des religiösen Textbezuges) gerecht zu werden. Wer da eine akustische Retusche oder gar gefällige Studiomanipulation erwartet, mag zur Kritik an Balancefragen neigen, zielt jedoch an allen Anforderungen der hier erreichten Transparenz vorbei. Hier zählen allein das historisch begründete Klangbild und Ton Koopmans mit allen Beteiligten (Toningenieur: Adriaan Verstijnen) angestrebte Maßstäbe einschließlich der Wahl eines meisterhaft beherrschten Barockinstrumentariums und eigener, vorbildlich improvisierter Verzierungstechniken als orgelnder Generalbassist. Auch wenn unter den gegebenen Umständen noch kein Gesamtüberblick über detaillierte Inhalte und Erscheinungsdaten der weiteren Folgen möglich ist, so verdient doch die Firma Challenge classics allen Respekt für die weitere idealistische Patenschaft an diesem Vorzeigeprojekt.
Dr. Gerhard Pätzig [24.11.2004]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach | ||
1 | Ich habe genug BWV 82 (Kantate) | |
2 | Wer weiß, wie nahe mir mein Ende BWV 27 (Kantate) | |
3 | Herr Gott, dich loben wir Nr. 16 BWV 16 (Kantate) | |
4 | Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust BWV 170 (Kantate) | |
5 | Herr, deine Augen sehen nach dem Glauben BWV 102 (Kantate zum 10. Sonntag nach Trinitatis) | |
6 | Gott der Herr ist Sonn und Schild BWV 79 (Kantate) | |
7 | Ich geh und suche mit Verlangen BWV 49 (Kantate zum 20. Sonntag nach Trinitatis) | |
8 | Brich dem Hungrigen dein Brot BWV 39 (Kantate) |
Interpreten der Einspielung
- Johannette Zomer (Sopran)
- Sandrine Piau (Sopran)
- Sibylla Rubens (Sopran)
- Bogna Bartosz (Alt)
- Annette Markert (Alt)
- James Gilchrist (Tenor)
- Paul Agnew (Tenor)
- Christoph Prégardien (Tenor)
- Klaus Mertens (Baß)
- Amsterdam Baroque Orchestra (Orchester)
- The Amsterdam Baroque Orchestra and Choir (Chor und Ensemble)
- Ton Koopman (Leitung)