cpo 999 740-2
3 CD • 2h 46min • 2001
28.12.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Vivaldi holt auf. Während von Händels Opern inzwischen fast alle seiner über 40 Titel eingespielt worden sind, konnte man die Bühnenwerke des an musiktheatralischer Schaffensfreude in etwa ebenbürtigen Venezianers bisher nur vereinzelt im Plattenkatalog finden. Das hat sich erfreulicherweise geändert. Neben dem in Sachen Vivaldi besonders aktiven Label opus 111 sind zur Zeit außer dieser zwei weitere Opern angekündigt (Bajazet von Virgin) bzw. soeben veröffentlicht worden (Andromeda liberata von DG Archiv). Mit den dort aufgebotenen hochkarätigen Besetzungen und Klangkörpern kann cpo nicht ganz mithalten, wenn auch das gesangliche und instrumentale Niveau dieser Ersteinspielung beachtlich sind. Die 1716 in Venedig uraufgeführte Arsilda zählt zu jenen frühen Opern, mit denen der Komponist, der seit 1713 auch Theaterimpresario war, sich auf den venezianischen Bühnen zu etablieren begann. Es war eine schwere Geburt, denn die Zensur forderte umfangreiche Überarbeitungen, Striche, Änderungen. Das tatsächlich uraufgeführte Werk war denn auch eine wesentlich oberflächlichere und ausdrucksschwächere Version. Für diese Ersteinspielung wurde jedoch auf das ursprüngliche Autograph zurückgegriffen und damit eine Oper zurückgewonnen, die aus dem Schaffen Vivaldis und der damaligen Theaterlandschaft heraussticht als in seiner Gesamtanlage originelles, durch seine phantasievolle Instrumentierung, die Vielschichtigkeit der Affekte und die treffend gezeichneten Protagonisten musikalisch attraktives Werk. Alle sieben Personen sind vom Komponisten präzise musikalisch charakterisiert: die innig empfindende, zur Melancholie neigende Titelheldin, die mit Autorität auftrumpfende und heftig emotional reagierende Lisea, der weise Berater Cisardo, der edle Tamese, der zur Reue bekehrte Barzane, die ebenso leichtfertige wie sehnsüchtige Mirinda, der oberflächlich und ungerührt reagierende Nicandro. Leider verschweigt das Booklet jegliche Information über die offenbar allesamt jungen Sänger, die sich bislang noch keinen Namen gemacht haben. Dennoch vereint sie ein erstaunliches gesangliches Niveau, insbesondere eine vorzügliche Koloraturfähigkeit. Das von Federico Maria Sardelli straff geführte Orchester beeindruckt mit instrumentaler Vielfarbigkeit, beschwingtem Brio und transparentem Spiel.
Kurt Malisch † [28.12.2004]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Antonio Vivaldi | ||
1 | Arsilda Regina di Ponto |
Interpreten der Einspielung
- Simonetta Cavalli (Arsilda, Königin von Pontus, Tameses Verlobte - Mezzosopran)
- Lucia Sciannimanico (Lisea, Tameses Zwillingsschwester - Mezzosopran)
- Elena Cecchi Fedi (Mirinda, Prinzessin, Liseas Vertraute - Sopran)
- Nicki Kennedy (Barzane, König von Lydien, Liseas Verlobter - Sopran)
- Joseph Cornwell (Tamese, König von Cilicia, Liseas Zwillingsbruder - Tenor)
- Sergio Foresti (Cisardo, Tameses und Liseas Onkel - Baß)
- Alessandro Rossi (Prinz von Bithynia, Tameses Vertrauter - Sopran)
- Coro da Camera Italiano (Chor)
- Modo Antiquo (Ensemble)
- Federico Maria Sardelli (Dirigent)