Warner Fonit 5050466181855
2 CD • 1h 43min • 1942
11.03.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Zwei seiner Opern hat Pietro Mascagni persönlich für die Schallplatte dirigiert: Cavalleria rusticana im Jahr 1940 anläßlich des „goldenen“ Jubiläums dieser immergrünen Verismo-Oper und zwei Jahre später seinen weit weniger erfolgreichen L‘Amico Fritz. Der dunkle politische Hintergrund der beiden Aufnahmen – Mascagni war nicht nur ein Günstling sondern auch ein begeisterter Anhänger des Mussolini-Regimes und erfuhr hohe Ehrungen im faschistischen Italien – kann von ihrem Wert für die Interpretationsgeschichte nicht ablenken. Die ruhigen, keineswegs überhitzten Tempi bei der Cavalleria, die dezente Zurücknahme bei dem allzuleicht ins Sentimentale abgleitenden Amico Fritz geben ein deutliches Bild von der dramatischen Imagination des Komponisten wieder.
Die gemütvolle Dorfgeschichte aus dem Elsaß wirkte bei ihrem Erscheinen enttäuschend auf das Publikum, weil man sich sich von Mascagni neuerlich einen „Reißer“ mit Mord und Totschlag oder zumindest ein südlich-temperamentvolles Stück erwartet hatte. L’amico Fritz ist ein zartes, gefühlsbetontes Gebilde, von tiefer Melancholie erfüllt und keineswegs ein schwaches Werk, was wohl alle Kenner der exemplarischen Einspielung auf EMI (Mit Mirella Freni und Luciano Pavarotti) bestätigen werden. Nur die unpraktische Kürze der Oper und die Dürftigkeit der Handlung haben bewirkt, daß dieser „amico“wenig Freundschaft in den Opernspielplänen fand. Mascagni hatte mit dem damals noch jungen Ferruccio Tagliavini einen ausgezeichneten Sänger der Titelrolle zur Verfügung, einen Künstler, der die Partie mit perfekter Gesangstechnik und schwärmerischer Lyrik ausfüllen konnte. Pia Tassinari als Suzel – sie war die Gattin Tagliavinis – war eine Sängerin mit großer Erfahrung und Routine, ihr Stimmklang mutet freilich etwas ältlich an, was für diese Jungmädchenpartie kaum passend erscheint. In der Rolle des heiratsvermittelnden Freundes David zeichnet sich Saturno Meletti mit klangvollem Bariton und markanter Artikulation aus. Ein fataler Tribut an die Zeitgeschichte: aus dem Juden David ist im Jahr 1942 ein „Dottore“ geworden. Daß Mascagni das zugelassen und wohl auch gebilligt hat, gibt zu allerlei Betrachtungen Anlaß. Bedauerlich bleibt, daß die Klangverhältnisse der Aufnahme weit unter dem Niveau der Cavalleria-Einspielung liegen. Die permanenten Tonschwankungen erzeugen ein schaukelndes, in den Orchestersätzen „jammerndes“ Klangbild. Schade, daß dieser Fehler, der schon seinerzeit auf der Cetra-LP vorhanden war, nicht behoben werden konnte. Wie bei Warners New Sound Opera üblich, gibt es zu dieser Aufnahme keine Textbeigabe.
EMI (Gavazzeni) 7 47905 8
Clemens Höslinger [11.03.2005]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Pietro Mascagni | ||
1 | L' amico Fritz |
Interpreten der Einspielung
- Pia Tassinari (Suzel, Pächterstochter - Mezzosopran)
- Ferruccio Tagliavini (Fritz Kobus, Gutsherr - Tenor)
- Amalia Pini (Beppe, Zigeunerjunge - Mezzosopran)
- Saturno Meletti (David, Rabbiner - Bariton)
- Armando Giannotti (Federico, Freund von Fritz - Tenor)
- Pier Luigi Latinucci (Hanezò, Freund von Fritz - Baß)
- Giulia Abba Bersone (Caterina, Hausmädchen - Sopran)
- Coro dell'EIAR di Torino (Chor)
- Orchestra Sinfonica dell'EIAR di Torino (Orchester)
- Pietro Mascagni (Dirigent)