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Besprechung CD

LSO LSO0007

1 CD • 65min • 2000

08.03.2005

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 5
Klangqualität:
Klangqualität: 5
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 5

Daß das London Symphony Orchestra auf seinen Chefdirigenten Sir Colin Davis stolz ist, ist nachvollziehbar. Daß die Musiker gemeinsam mit der britischen Pultlegende im Londoner Barbican Centre eine Live-Serie erarbeiten, will ja auch noch einleuchten – andere haben es schließlich mehr oder minder erfolgreich vorgemacht, und warum sollten die den ganzen Kuchen haben? Ob aber LSO Live, wie das Orchester auf seiner Homepage vollmundig behauptet, tatsächlich „eines der meistdiskutierten Klassiklabels auf dieser Welt und zweifellos unter den neu entstandenen, orchestereigenen Labels führend ist”, muß nach dieser im September 2000 mitgeschnittenen Symphonie fantastique doch ganz nachdrücklich in Frage gestellt werden.

Schmerzlich ist das desto mehr vor dem Hintergrund der überragenden Verdienste, die sich Sir Colin im Laufe der Jahrzehnte mit seinem Einsatz für Hector Berlioz erworben hat. Störend ist zunächst einmal das klangliche Erscheinungsbild, für das es nur eine glatte Fünf geben kann: Dumpf und bisweilen geradezu muffig erleben wir diese gar nicht so fantastische Sinfonie, der zu allem Überfluß auch jede interpretatorische Besonderheit abgeht. Nicht, daß sie eigentlich verkehrt oder unproportioniert, mit eklatant falschen Tempi etwa oder schlimmerem vonstatten ginge. Doch andererseits ist es völlig unmöglich, irgendeinen Pluspunkt ins Treffen zu führen, der die Veröffentlichung der bedenklich uninspirierten Aufführung auch nur im entferntesten rechtfertigen würde. Alles wirkt wie eine alte, vom vielen Lesen zerfledderte Scharteke, die man eigentlich nicht mehr zur Hand nehmen mag, weil man weiß, wer der Mörder ist: Dem Kopfsatz fehlen Träume und Leidenschaften, dem Walzer fehlt die strahlende Festbeleuchtung des Ballsaals, und der Gang zum Richtplatz, bei dem man, wenn’s richtig gemacht ist, förmlich die Glotzaugen der wogenden, tobenden, sensationslüsternen Menge vor sich sieht – diese Marche au supplice findet den Scharfrichter im Bummelstreik. Daß danach das Finale kein Hexensabbath, sondern nur ein Schlußsatz ist, will da auch nicht mehr überraschen.

Es ist immer recht schmerzlich, wenn kommerzielle Interessen großzügig über künstlerische Belange hinwegschauen. Hier aber, wo es schließlich nicht um einen subalternen Taktschläger, sondern um einen Künstler geht, der im Laufe seines Lebens Bedeutendes geleistet hat, da tut die Sache doppelt weh: Jeder hat das Recht, mal einen schlechten Tag zu erwischen; doch das muß dann nicht unbedingt die ganze Welt wissen.

Rasmus van Rijn [08.03.2005]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Hector Berlioz
1Symphonie fantastique op. 14 (Episoden aus dem Leben eines Künstlers)

Interpreten der Einspielung

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