Decca 476 2455
1 CD • 77min • 1974
05.09.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Gegen das Vorurteil, bei Bruckners Streichquintett handele es sich in Wahrheit doch um eine verkappte Sinfonie, ließe sich kein überzeugenderer Gegenbeweis erbringen als diese Aufnahme aus dem Jahr 1974. Das Wiener Philharmonia Quintett musiziert in bester klassischer Tradition, zeichnet das Linienwerk der fünf Stimmen im durchbrochenen Satz mit Klarheit und tiefstem Formverständnis nach. Und der Klang – ein betörender, sprechender, spannungsgeladener Streicherklang – zielt maßstabgerecht auf die Intimität der Kammermusik, nicht auf die räumlichen Verhältnisse des Konzertsaals (oder gar des monumentalen Kirchenbaus). Überdies rücken die Musiker das Brucknersche Quintett atmosphärisch in die Nähe des Fin de siècle, der „Nervenkunst“ der Wiener Jahrhundertwende; sie mischen dem schönen Ton eine Spur von Morbidezza, ein leises Gefühl von Zerbrechlichkeit und Hinfälligkeit bei. Sie türmen keine Quader auf, errichten keine Kathedralen, sondern spielen Musik aus dem Stoff, „aus welchem Träume gemacht sind“.
Mit geradezu traumwandlerischem Schönheitssinn erobert das Ensemble auch die vier prachtvollen Sätze des Klavierquintetts in G-Dur von Franz Schmidt. Der Pianist Eduard Mrazek bewährt sich als kongenialer Mitstreiter und Widerpart im konzertanten Wechselspiel, er muß sich keineswegs in den Vordergrund drängen, um gleichwohl mit kernigem Anschlag und unerhört plastischem Vortrag solistisch präsent zu bleiben – selbst noch in den wunderbar verwirrenden Momenten, wenn die Wiener Streicher (und die dankbaren Hörer) in der Fülle des Wohllauts schwelgen.
Wolfgang Stähr [05.09.2005]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Anton Bruckner | ||
1 | Streichquintett F-Dur WAB 112 | |
Franz Schmidt | ||
2 | Quintett Nr. 1 G-Dur für 2 Violinen, Viola, Violoncello und Klavier |
Interpreten der Einspielung
- Vienna Philharmonia Quintet (Ensemble)