Pro Classics PCL 5001.2
1 CD • 56min • 2001
29.04.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der Schöpfer der hier zu hörenden Musik hat Mut! Sein Name ist Rick LaSalle, Jahrgang 1951. Er selber bezeichnet sich als einen Autodidakten flämisch-hessischer Abstammung. Wider alle avantgardistischen Trends setzt er selbstbewußt seine eigenen Noten. Seine Devise kann im Internet unter http://www.proclassics.de/lasalle» abgefragt werden: „Das Universum ist so angefüllt mit Musik, daß es keinen Sinn hat, originell sein zu wollen.“ Ein Selbstbekenntnis also, das im aufmüpfigen Widerspruch zum Ergebnis der vorliegenden Werkauswahl aus bisher insgesamt 76 Opusnummern dieses „Spätzünders und Traditionalisten“ (so LaSalle im Beiheft) steht. Und wenn schon der Autor diesen Widerspruch nicht empfinden mag, so bleibt für den Zuhörer dennoch genug Originelles übrig.
Die Hauptüberraschung dieser Kompositionen an der Schwelle zum 21. Jahrhundert ist deren konsequente Bindung an tonale Klangstrukturen. Allerdings scheint im Gegensatz dazu das Harmonieverständnis mit entsprechend überzeugend entwickelten Modulationsplänen nur wenig oder gar nichts im Sinn zu haben. Um so verblüffender wirken die stets überrumpelnden Wechsel von oft ausgedehnt harmlosen Melodiebildungen mit konzentriert rhythmischen Knotenpunkten. Das hat durchaus originelle Züge. Darüber hinaus ist ein stilistisches Liebäugeln mit den Franzosen Françaix, Poulenc oder Milhaud episodenhaft zu erkennen (wenn auch ohne deren Esprit), ebenso aufblitzende Gedenksekunden an die Welt des Ragtime, Blues und Schelmenblicke des ironischen Strawinsky. Stellen sich jedoch solche Assoziationen ein, dann werden sie abrupt und sofort durch andere Impulse in Frage gestellt. Auch Ostinato-Techniken sind beliebt. Mancher melodische Einfall kokettiert gar mit der Freude am Banalen.
Dennoch wird vieles an künstlerischer Wirkung durch ein offensichtliches Fehlen dynamischer Zeichensetzungen (oder deren Mißachtung?) bewußt oder unbewußt verschenkt. Das Ergebnis ist eine verfremdende, nivellierende, gar ermüdende Mechanisierung der Interpretation, besonders der Klavierpartien, sofern dies nicht das Besondere dieser Werkschöpfungen sein soll. Denn der spieltechnische Anspruch, dem die hier zu hörenden Bläsersolisten und ihren Begleitern an Präzision nichts schuldig bleiben, ist hoch, in den gezielt gesetzten "Knotenpunkten" gar vertrackt. Die Satzbezeichnung des Schlußsatzes der Oboensonatine op. 44 könnte gut als Motto für das Ganze dieser CD stehen: „Veränderliche Aussichten“.
Dr. Gerhard Pätzig [29.04.2005]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Rick LaSalle | ||
1 | Sonatine op. 44 für Oboe und Klavier | |
2 | Sonatine op. 35 für Flöte und Klavier | |
3 | Solo für Onkel op. 31 für Fagott solo | |
4 | Sonatine op. 29 für Baßklarinette und Klavier | |
5 | Sonatine op. 18 für Fagott und Klavier |
Interpreten der Einspielung
- Carlo Jans (Flöte)
- Veit Stolzenberger (Oboe)
- Jürgen Gode (Fagott)
- Marcel Lallemang (Klarinette)
- Ákos Hernádi (Klavier)
- Yuko Imada (Klavier)