OehmsClassics OC 510
2 CD • 2h 04min • 2001
15.06.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Wie schwingt ein einzelner Ton im Netz der Raumzeit, in welchen zeitlichen und klanglichen Nuancen steht er zu folgenden, vorausgehenden Tönen, zur ihn umgebenden Stille? Auch Feldmans 1981 entstandenes umfangreichstes Klavierwerk ertastet diese Grundfragen Feldmanscher Ästhetik und baut sich seinen eigenen Klang-und-Stille-Kosmos. Das eigentliche Hörerlebnis dabei besteht nicht primär im Wahrnehmen der minimalen Verschiebungen im Inneren der filigranen Tonfäden, sondern im Durchleben der permanenten Entgrenzung und Auflösung von Struktur und Konstruktion. Die immer wieder damit verbundene, stets weiche und gewaltlose Entgrenzung des Bewußtseins ist bei Feldman allerdings niemals ein rauschhafter, bewußtseinstrübender Prozeß, sondern eher ein kathartischer, durchaus auch intellektueller Prozeß – was man positiv oder negativ werten mag. Die minimalistische Kargheit und rituelle Strenge des musikalischen Konzepts teilt sich in dieser Einspielung optimal mit, aber wie in den anderen lang dauernden Spätwerken Feldmans spürt man beim Hören der Klangkonserve, daß es eigentlich eher darum ginge, live dabei zu sein – rituelle Prozesse übertragen sich schwieriger per Medium –, und zweifellos ist Feldmans „Kunst“ hier eher ein ritueller Prozeß im Gegensatz zu einer Mozart-Sinfonie oder einer Webern-Bagatelle. Im Sinne des großen formalen und rituellen Aufbaus setzt Sabine Liebner die souveräne Palette diffizilen Anschlags niemals aufdringlich oder exaltiert ein. Ihre herausragende Qualität als Interpretin zeigt sich vor allem auch in der Fähigkeit, die innere Spannung der Musik zu halten und dabei doch eine Form transformierter Entspannung zu erzeugen.
Hans-Christian v. Dadelsen [15.06.2005]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Morton Feldman | ||
1 | Triadic Memories |
Interpreten der Einspielung
- Sabine Liebner (Klavier)