Felix Weingartner Symphonic Works Vol. 3
cpo 777 099-2
1 SACD stereo/surround • 67min • 2004, 2005
09.01.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Es ist gar nicht genug zu loben, daß cpo bei der im Entstehen begriffenen ersten Gesamteinspielung der Sinfonien von Felix Weingartner (1863–1942) nicht kleckert, sondern klotzt, und gleich auf SACD veröffentlicht. Wer die Schubert- und Beethoven-Instrumentierungen dieses Dirigenten kennt (Sinfonie E-Dur D 729, Hammerklavier-Sonate, An die ferne Geliebte), hat es wohl schon geahnt: Hier war ein Dirigent am Werke, der ein Bearbeiter mit enormem stilistischen Einfühlungsvermögen und großer klanglicher Fantasie in der Handhabung des Orchesters war. Also mußte er auch ein veritabler Komponist sein, allein – es brauchte Jahrzehnte, bis man sich seiner Werke besann. Und vorweggenommen sei: Sind die bei cpo noch ausstehenden Sinfonien Nr. 3, 5, 6 und 7 von ähnlichem Niveau, wird am Ende die (Wieder-)Entdeckung eines deutschen Sinfonikers ersten Ranges gefeiert werden.
Es ist also kein Wunder, daß Beiheftautor Eckhardt van den Hoogen in seinem so kundigem wie kurzweiligen Text vor Begeisterung kaum an sich halten kann. Da er zu den beiden Werken erschöpfend Auskunft gibt, hier nur eine kleine Zusammenfassung: Das Gefilde der Seeligen nach dem gleichnamigen Bild von Arnold Böcklin ist eine der fünf großen Tondichtungen von Weingartner, eine nicht weniger wertvolle Arbeit wie beispielsweise die Toteninsel von Rachmaninoff oder die Böcklin-Sinfonie (Nr. 2) von Hans Huber. Die zweite Sinfonie von 1900 ist nicht von ungefähr in Es-Dur und nimmt in ähnlicher Weise Bezug auf Beethovens Eroica wie wiederum die Heroische von Hans Huber oder auch die zweite Sinfonie von Anton Bruckner – eine Auseinandersetzung mit dem Heldischen, wie es dank der beiden großen Richards und auch der Zeitumstände so mancher Komponist des Fin de Siécle zum Thema einer sinfonischen Arbeit machte.
Besonders faszinierend an Weingartners “moderner Eroica” sind die facettenreichen Zwischen- und Untertöne; es ist ein Werk, das einerseits auf der Höhe seiner Zeit steht und neben den von van den Hoogen erwähnten Komponisten Bezug nimmt auch auf weitere heldische Sinfonien (die jeweils ersten Sinfonien von Borodin und Sibelius), das aber andererseits ausgesprochen eigenwillig und höchst persönlich gestaltet ist. Marko Letonja und das Sinfonieorchester Basel gehen mit so viel Hingabe und Kompetenz an die Arbeit, daß andere Dirigenten, die sich für Weingartner begeistern könnten (und sollten!), hier eine hohe Meßlatte vorfinden, wenn man sportliche Vergleiche in der Welt der Orchestermusik nicht scheut.
Dr. Benjamin G. Cohrs [09.01.2006]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Felix Weingartner | ||
1 | Das Gefilde der Seligen op. 21 (Sinfonische Dichtung, 1897) | |
2 | Sinfonie Nr. 2 Es-Dur op. 29 (1900) |
Interpreten der Einspielung
- Sinfonieorchester Basel (Orchester)
- Marko Letonja (Dirigent)