Carus 83.353
1 CD • 63min • 2006
04.08.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Erfreulicherweise findet auch einiges aus dem Umfeld Mozarts im Jubiläumsjahr verstärkte Beachtung. Bei Michael Haydn, dem fünf Jahre jüngeren Bruder von Joseph Haydn, der gleichzeitig mit dem jungen Mozart in Salzburg wirkte und in seiner Nachfolge das Domorganisten-Amt übernahm, ist durch die 200. Wiederkehr des Todestages im August ein doppelter Anlass gegeben.
Zahlreiche Querverbindungen zu Mozart und dessen Requiem finden sich bei dem ebenfalls unvollendeten Requiem in B-Dur. Es entstand als Auftragswerk für den Habsburgischen Hof, doch auch Michael Haydn befiel angesichts seiner instabilen Gesundheit wie Mozart eine Vorahnung, dass es sich um seine eigene Totenmesse handeln könnte. Bis zu seinem Tod konnte er die Sätze Requiem und Kyrie sowie den Anfang des Dies Irae vollenden. Fünf Jahre später erschien das Fragment im Druck und wurde von E.T.A.Hoffmann einer ausführlichen Rezension gewürdigt, die erstmals einen Vergleich mit Mozarts Requiem-Torso anstellt. Mozart hatte sich seinerseits von einem früheren Requiem Michael Haydns inspirieren lassen, und nun zeigen sich bei Haydns letztem Werk wiederum Einflüsse von Mozars Requiem-Vertonung. So schließt sich der Kreis.
Michael Haydns Requiem wurde 1839 von dem Chordirektor des Benediktinerstifts Kremsmünster Gunther Kronecker komplettiert – sicher in volkstümlicherer Weise als es dem Komponisten selber vorschwebte. In dieser Form erklingt das Werk nun in dieser sehr ansprechenden Aufnahme aus dem Saarbrückener Funkhaus als Ersteinspielung. Der Mannheimer Professor für Chorleitung Georg Grün lässt den ausgesprochen klangschönen Chor und das an der historischen Aufführungspraxis geschulte Kammerorchester durchsichtig und locker musizieren, das ausgeglichene Solistenquartett fügt sich nahtlos in den Stil der lebendigen, fein ausgearbeiteten Aufführung. Eine sinnvolle Ergänzung bilden vier kürzere geistliche Werke Mozarts, darunter zwei wenig bekannte Offertorien und das berühmte Ave Verum.
Sixtus König † † [04.08.2006]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Michael Haydn | ||
1 | Requiem B-Dur MH 838 (Opus ultimum, Fragment) | |
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
2 | God is our refuge KV 20 | |
3 | Misericordias Domini minor KV 222 for Choir, Orchestra and Organ | |
4 | Venite populi, Offertorium de venerabili sacramento KV 260 für 2 gemischte Chöre, Orchester und Orgel | |
5 | Ave verum corpus major KV 618 for 4-stg. gem. Chor and Strings |
Interpreten der Einspielung
- Lydia Teuscher (Sopran)
- Manami Kusano (Alt)
- Christoph Prégardien (Tenor)
- Jens Hamann (Bass)
- Kammerchor Saarbrücken (Chor)
- Kammerphilharmonie Mannheim (Orchester)
- Georg Grün (Dirigent)