Frauenkirche Dresden Festkonzert im Weihezeitraum
Carus 83.240
1 CD • 64min • 2005
15.03.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Mit insgesamt 67 Veranstaltungen allein im November feierte Dresden letztes Jahr den Wiederaufbau seines Wahrzeichens. Im Fünf-Tages-Abstand konnte der (gut betuchte) Musikliebhaber Uraufführungen und Höhepunkte der Chorsinfonik erleben: Matthus’ Te Deum, Bachs h-Moll-Messe und Weihnachtsoratorium, Beethovens Missa Solemnis, Verdis Requiem. Die angetretenen Musiker bildeten einen Querschnitt aus dem Dresdner Musikleben (Staatskapelle, Philharmonie, Kreuzchor, Kammerchor u.a.) und internationalen Größen (Pape, Luisi, Maazel mit dem New York Philharmonic). Dass die Aufführung der g-Moll-Messe von Johann Adolf Hasse in diesem Umfeld vergleichsweise bescheiden wirkte, war nicht zu vermeiden. Hier ist vielmehr die Kontrastwirkung entscheidend: In dem Konzertraum Frauenkirche sollen nicht nur Publikumsmagneten für volle Reihen sorgen, sondern vor allem die Schätze der regionalen Musikgeschichte angemessen präsentiert werden. Dass dabei der Dresdner Hofkapellmeister und einst europaweit gefeierte Star Hasse nicht fehlen darf, ist so offenkundig, wie der Zusammenhang zwischen Leipzig und Bach.
Die Messe entstand in Hasses Todesjahr 1783 und bietet in Bezug auf Besetzung und stilistische Mittel nichts Ungewohntes für die Zeit. In Form einer „Nummern-Messe“ wird der gesamte Ordinariums-Text in eine empfindsame, schwungvolle, weite Spannungsbögen anstrebende Form gegossen, ohne dass sich Hasse an zuviel Textausdeutung aufgehalten hätte. Er übergeht auch gängige Normen der Gattung, wenn er beispielsweise das Agnus Dei charakterlich gleich mit dem Dona nobis Pacem verknüpft und zum Triumphmarsch umformt. Insgesamt ist das Werk mit markanten Einfällen dieser Art nicht gerade gesegnet und besonders die Melodik der „Missa Ultima“ hätte mehr Kontur vertragen können, vor allem in den Fugenthemen. Die Hauptrollen bekommen, für den Opernkomponisten erwartungsgemäß, die Solisten zugewiesen, und insofern ergänzt sich die Messe mit Verdis Requiem. In Erinnerung bleibt dabei vor allem der wundervoll geführte Sopran von Barbara Christina Steude. Das Sächsische Vokalensemble bewältigt seine quantitativ überschaubaren dramatischen (Kyrie) und zupackenden (Gloria, Cum Sancto Spiritu) Passagen technisch tadellos und mit schlankem Ton, leidet aber am stärksten unter der merkwürdigen, weil unnötig schlechten Abmischung des Live-Mitschnitts. Was Güttler in seinem sprachlich zu verschachtelten Einleitungstext nur andeuten kann, klärt sich dann spätestens beim Auftritt der Pauken und Trompeten der glänzend aufgelegten Virtuosi Saxoniae im Gloria. Die Musizierfreude des gesamten Ensembles wird durch die Authentizität der Live-Übertragung unterstrichen, und die Balance zwischen Hasses opernhaft-dramatischem Ton und dem liturgischen Kontext bleibt durch die unaufdringliche Darbietung erhalten.
Tobias Gebauer [15.03.2006]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Adolf Hasse | ||
1 | Missa ultima in g | |
2 | Ad te levavi (Motette) |
Interpreten der Einspielung
- Ulrike Staude (Sopran)
- Barbara Christina Steude (Sopran)
- Elisabeth Wilke (Alt)
- Gerald Hupach (Tenor)
- Egbert Junghanns (Bariton)
- Sächsisches Vocalensemble (Chor)
- Virtuosi Saxoniae (Ensemble)
- Ludwig Güttler (Dirigent)