DG 477 5792
2 CD • 2h 08min • 2005
05.04.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Wenn diese Aufnahme nicht das hält, was die Namen der Künstler versprechen, dann liegt das nicht an einzelnen, sondern an fast allen Beteiligten. Schon Charles Mackerras, der jüngst durch eine exzellente Einspielung des Idomeneo sich einmal mehr als hochkarätiger Mozart-Interpret empfohlen hat, zeigt sich in seinen Tempoentscheidungen nicht so schlüssig wie gewohnt: Manche der schneller zu nehmenden Tempi sind überraschend langsam, manche der getragenen wiederum unmotiviert zügig. Zu registrieren sind auch merkwürdige, geschmäcklerische Rubati des sonst so stringent und rational musizierenden Dirigenten. Unter den Sängern bietet Rainer Trost die mit Abstand enttäuschendste Leistung. Ein klangschönes lyrisches Tenortimbre genügt bei weitem nicht, um seine gesangstechnischen und gestalterischen Defizite zu kompensieren. So sind die Koloraturen in der heiklen Arie Se all’impero ungelenk und durch unschöne Aspirierungen beeinträchtigt; im forte klingt die Stimme müde und in der Höhe angestrengt und unfokussiert. Am eklatantesten fällt Trosts gestalterische Passivität ins Gewicht, durchweg fehlt es seinem Vortrag an Verve, Energie und Expressivität. Es ist ein Singen wie mit ständig angezogener Handbremse, oft am Rand des Markierens, das kaum je aus Lethargie und Larmoyanz herausfindet. Nur für sich betrachtet gelingt Magdalena Koená ein sehr sensibles, genaues Porträt des Sesto. Die halsbrecherischen Koloraturen in Parto, parto sind selten so präzis und perlend zu hören. Doch mag man sich in dieser tränengetränkten Abschiedsarie durchaus mehr Betroffenheit und Schmerzakzent vorstellen. Ähnlich gebremst in der expressiven Durchdringung wirkt die erste Arie Deh, per questo istante solo. Was allerdings im Verband des Ensembles schwerer wiegt, ist, dass Koená im Timbre viel zu wenig mit den anderen Sopranen kontrastiert. Hillevi Martinpelto als Vitellia klingt fast dunkler und der hohe Mezzo von Christine Rice hebt sich ebenfalls kaum von Koenás hellem Timbre ab. An kräftige dunkle Mezzos wie Brigitte Fassbaender darf man da nicht denken. Martinpelto bietet überwiegend eine akzeptable gesangliche Leistung, unüberhörbar bleiben ihre Tiefenprobleme vor allem im Eingangsduett mit Sesto und im Rondo. An die überragende Julia Varady, an deren Power und Biss, reicht sie allerdings bei weitem nicht heran. Solide, ohne besonders aufzufallen, präsentieren sich Lisa Milne (Servilia) und Christine Rice. Eine erfreuliche Bereicherung ist der kernige, markante Bass von John Relyea in der meist total vernachlässigten Nebenrolle des Publio.
Walter Fritz † [05.04.2006]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
1 | La Clemenza di Tito KV 621 |
Interpreten der Einspielung
- Rainer Trost (Tito, römischer Kaiser - Tenor)
- Magdalena Kožená (Sesto, römischer Edler - Sopran)
- Hillevi Martinpelto (Vitellia, Tochter des Kaiser Vitellius - Sopran)
- Lisa Milne (Servilia, Sestos Schwester - Sopran)
- Christine Rice (Annio, Sestos Freund - Sopran)
- John Relyea (Publio, Führer der Leibwache - Baß)
- Scottish Chamber Orchestra Chorus (Chor)
- Scottish Chamber Orchestra (Orchester)
- Sir Charles Mackerras (Dirigent)