
Naxos 8.557398
1 CD • 56min • 2005
28.04.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Das fünfte der hier vorgelegten beiden neuen “Naxos Quartette” von Peter Maxwell Davies heißt nicht von ungefähr Lighthouses of Orkney and Shetland: Die beiden Sätze korrespondieren miteinander genauso, wie man von der Orkney-Insel Sanday – an deren äußerstem Ost-Ende der Komponist wohnt – sowohl die verschiedenen Leuchttürme der Orkneys im Westen und Südosten sehen kann, wie auch im Osten und Nordosten die Leuchtfeuer der Shetland-Inseln. Dieses eigenartige Schauspiel durfte ich vor Jahren bei einem Besuch auf Orkney selbst mit ansehen. Zugleich bildet die Struktur der Musik einen Zirkel, von außen betrachtet genau wie ein kreisendes Leuchtfeuer, oder besser: Zwei Leuchtfeuer (eins pro Satz), die sich übergeordnet gegenseitig zuwinken. Aus diesem Grund vielleicht auch der besonders anrührende Beginn des zweiten Satzes, der ein “Zwischendrin” und das Staunen angesichts der Lichtphänomene zum Ausdruck bringen mag und auch von der Ausdehnung her ein Intermezzo ist, das den vorausgehenden und nachfolgenden Teil etwa gleich lang macht, bevor bei Tr. 2, 3’21 ein dramatischer Ausbruch auf den ersten Satz zurückverweist.
Von ganz anderem, wieder sinfonischen Zuschnitt ist das brodelnde sechste Quartett, sechs Sätze und gut 35 Minuten lang. Der auch im Beiheft zu Wort kommende Komponist bekennt hierzu, er habe sich dafür erneut intensiv mit den späten Streichquartetten Beethovens beschäftigt. Über die Hintergründe der Musik äußerte sich Maxvell Davies nur sehr zurückhaltend, doch die verwendeten Choräle aus der Advents- und Weihnachtszeit beziehen sich nicht nur auf den Zeitpunkt der Komposition im Spätherbst und Winter 2004/2005. Die Musik scheint auch die Zerrissenheit und Dunkelheit unserer Zeit zu reflektieren (1. Satz), die nur durch Hingabe und Liebe jedes Einzelnen erhellt zu werden vermag. Und in der Ruhe und Verinnerlichung des Kernsatzes, eines Adagio molto (Tr. 6) erinnert dieses Werk wirklich an die Ausdruckswelt des späten Beethoven, auch wenn Maxwell Davies’ Tonsprache natürlich eine völlig andere ist. Freilich kehrt mit dem ernüchternden Finale auch der Alltag des Kopfsatzes wieder...
Das Maggini-Quartet ist im charakteristischen Idiom des Komponisten völlig zu Hause und meistert die äußerst schweren Novitäten ganz vorzüglich. Der Klang wirkt einen Hauch zu direkt abgenommen, leicht nachverhallt und wenig räumlich.
Dr. Benjamin G. Cohrs [28.04.2006]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Peter Maxwell Davies | ||
1 | Naxos Quartet Nr. 5 (Lighthouses of Orkney and Shetland) | |
2 | Naxos Quartet Nr. 6 (2004/2005) |
Interpreten der Einspielung
- Maggini Quartet (Streichquartett)