
Naxos 8.557484
1 CD • 76min • 2004
08.05.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Samuel Arnold (1740-1802) war ein Generationsgenosse des nur fünf Jahre älteren Johann Christian Bach, hat allerdings demzufolge den entscheidenden Teil seiner Ausbildung erfahren, bevor der jüngste Sohn J. S. Bachs sich 1762 in London niederließ und so vom „Mailänder“ zum „Londoner“ Bach mutierte. Arnold hatte Unterricht bei Bernard Gates, einem Schüler John Blows (1649-1708), der einstmals ebenfalls der Lehrer Henry Purcells gewesen war.
Von der edlen englischen Tradition Blows und Purcells ist Arnolds Musik freilich nichts mehr anzumerken; sie orientiert sich ganz am Zeitgeschmack des Publikums der britischen Hauptstadt in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Und der war durchaus italienisch geprägt, wie die sechs Ouvertüren op. 8 zeigen. Diese Werke könnten ebenso gut auch aus der Feder Christian Bachs geflossen sein, was Arnold nicht dem Vorwurf des Plagiats aussetzen soll. Es zeigt vielmehr, wie geschmeidig sich beide Komponisten dem modischen Geschmack des Publikums anzupassen verstanden.
In der Schauspielmusik zu Shakespears Macbeth und der Ouvertüre zu Polly, der Folgeoper zu der Ende der 1720er Jahre mit so großem Erfolg laufenden Beggar’s Opera, zeigt die Vielfalt von Arnolds Stil: Mühelos stellt sich der Komponist, der in den Ouvertüren sich ganz modernen italienischen Strömungen verpflichtet weiß, auf einen keltischen Tonfall ein, der freilich auf die Dauer etwas eintönig gerät – nur mit leeren Quinten ist da wenig Staat zu machen.
Da ist es gut, dass Kevin Mallon, erfahrener Interpret vorromantischer Musik, selbst Ire ist und die Stücke interpretatorisch mit etwas Lokalkolorit würzen kann. Es entspricht der noblen Haltung dieses Musikers, die aus vielen anderen vorzüglichen Einspielungen unter seiner Leitung bekannt ist, dass er dieses keltische Element nie übertreibt, und folglich bekommt es als ein mit britischem understatement angewandtes Würzmittel der Musik von Samuel Arnold vorzüglich. So wird diese CD zu einer unterhaltsamen Reise zu der Lieblingsmusik eines kulturvollen und amüsierfreudigen Publikums, wie es die Besucher der Konzerte und Theateraufführungen im London des 18. Jahrhunderts zweifellos dargestellt haben.
Detmar Huchting [08.05.2006]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Samuel Arnold | ||
1 | Ouvertüre B-Dur op. 8 Nr. 1 | |
2 | Ouvertüre D-Dur op. 8 Nr. 2 | |
3 | Ouvertüre F-Dur op. 8 Nr. 3 | |
4 | Ouvertüre D-Dur op. 8 Nr. 4 | |
5 | Ouvertüre G-Dur op. 8 Nr. 5 | |
6 | Ouvertüre op. 8 Nr. 6 | |
7 | Macbeth (Bühnenmusik) | |
8 | Polly |
Interpreten der Einspielung
- Toronto Chamber Orchestra (Orchester)
- Kevin Mallon (Dirigent)