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Besprechung CD

Colosseum Classics COL 9201.2

2 CD • 84min • 1969, 1960, 1962

09.01.2007

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 6
Klangqualität:
Klangqualität: 7
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 7

Pianistische Leistungen und künstlerische Persönlichkeit des aus Wiesbaden stammenden, in Vaduz verstorbenen Kurt Leimers (1920–1974) werden nach diesen hier zusammengetragenen Chopin-Aufnahmen umstritten bleiben. Sein Großonkel Karl Leimer wirkte als Lehrer von Walter Gieseking – zusammen verfassten sie wichtige Unterrichtswerke: „Modernes Klavierspiel (1931), „Rhythmik, Dynamik und andere Probleme des Klavierspiels“ (1938). An diese Themen mag man sich Takt für Takt – im Guten wie im Problematischen – erinnert fühlen, wenn man Kurt Leimers EMI- und DG-Einspielungen aus den 60er Jahren zwischen Staunen und Irritation verfolgt.

Im Begleitheft versucht Antonio Baldassarre aus jeder Regung, aus jeder Passage, die Leimer spielte – seinerzeit für EMI mit eigenen Konzerten auch mit Karajan unterwegs! – eine Offenbarung zu machen. So ist in Bezug auf das h-Moll-Scherzo von einer „fein austarierten Interpretation“ zu lesen, der an keiner Stelle technische Schwierigkeiten anzuhören seien. Leimers Interpretation schwitze nicht, sei „transparent und leichtatmig“. Über weite Strecken – das wage ich hier zu sagen – ist das Ggenteil der Fall. Leimer rattert, brettert durch die Eckteile, frisst sich in die aufwärts gleißenden Passagen und spuckt sie, oben irgendwie angelangt, wie verächtlich aus.

Natürlich ist eine solche Erinnerungs-Edition eine wichtige Initiative für all jene, die Leimer gekannt, gehört und geschätzt haben – und ihn auch im Umkreis des Komponisten Richard Strauss erlebt haben. Dessen Panathenäerzug op. 74 hatte er 1947 in Salzburg mit großem Erfolg aufgeführt. Die Folge: Strauss widmete ihm das ursprünglich für den einarmigen Pianisten Paul Wittgenstein verfasste Stück. Doch so sehr ich mich bemüht habe, all diesen Chopin-Einspielungen Gewicht und über den aktuellen Anlaß hinaus Bedeutung beizumessen, so bleiben doch nur manche technisch äußerst gelenkige Einzelheiten in Erinnerung, wie etwa die verblüffend leicht und flink genommenen Akkordserien im Mittelteil der Etüde op. 10,3! Kein Wunder also, wenn Maurizio Pollini (DG) in diesen noch recht frühen Tagen der Stereo-Ära mit seiner schlanken, völlig ausbalancierten, textversessenen Darbietung der Etüden die Hörer förmlich in eine andere Welt versetzte. Aber auch Adam Harasiewicz’ etwas ältere, weichgestimmtere Philips-Einspielung bleibt mir näher an Ohr und Herz als Leimers flackrige, triebhafte, oft unkontrollierte, wie aus dem Frackärmel gebeutelten Unter- und Überzeichnungen, denen der bereits erwähnte Booklet-Texter in einem Anfall von kritischer Hinterfragung sogar „artikulatorische Mätzchen“ vorwirft…

Lobenswert ist die ausführliche Kommentierung der Aufnahmebedingungen und Überspielungstechnik (Dorothea Baumann).

Peter Cossé † [09.01.2007]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Frédéric Chopin
1Klaviersonate Nr. 2 b-Moll op. 35
2Scherzo Nr. 1 h-Moll op. 20
3Etüden op. 10
4Etüden op. 25

Interpreten der Einspielung

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