Joseph Haydn Piano works
Hungaroton HDVD 32441
1 DVD-Video • 3h 45min • 2005
02.04.2007
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Nach seinen DVD-Präsentationen der sechs Englischen Suiten von Bach widmet sich András Schiff – wiederum spielend und einführend – einer wohlüberlegten Auswahl aus dem Klavierschaffen Joseph Haydns. Drei der bedeutendsten Sonaten, die in Struktur, Inhalt und Harmonik ungewöhnlichen, zukunftsweisen Variationen in f-Moll und zwei ergötzliche Ideenträger unter den Überschriften „Capriccio“ und „Fantasie“ ergeben eine – in Anbetracht der Werkfülle insgesamt – gedrängte, aber zugleich aufschlussreiche Übersicht über das Sinnen, Trachten und Vollenden des Komponisten im Umfeld des Cembalos (Capriccio!) und des Hammerflügels. Schiff freilich nutzt die Möglichkeiten des Bösendorfers, bemüht sich aber stets um eine Klanglichkeit in Nähe zu den Vorgängerinstrumenten, ohne dabei in aufführungspraktische Beweiswut zu verfallen. Er nutzt die in den Werken vorgegebenen Möglichkeiten, Humor, ja Bissigkeit zu intonieren. Er untersucht und bestätigt überdies scharfsinnig die Haydnsche Vorliebe für harmonische und phraseologische Überraschungen – und dies zutreffend als wichtige vorbereitende Elemente für Beethovensche und Schubertsche Kompositionen. Mit lockeren, präzise eingesetzten Fingern versteht es Schiff, das Sprechende dieser Musik ins Bewusstsein zu rücken – und dies keineswegs unter Missachtung von Sanglichkeit, aber doch als das wesentlichere Element etwa im Vergleich zu Mozarts arioseren Themeninventionen.
Den Stücken ist jeweils ein kurzer Film über wichtige Stationen auf Haydns Lebensweg vorangestellt. Und eine ausführliche, sehr bedächtig, fast ein wenig stoisch vorgetragene Einführung, bei der die Frage unbeantwort bleibt, ob Schiff einen leibhaftigen Ansprechpartner anvisiert oder mit staunenden Augen den Zuschauer am Bildschirm einzulullen versucht. Dankbar vernimmt man Einzelheiten über die speziellen Verlaufskurven der Werke. Einige subjektive „Bilder“ bezeugen Schiffs Beobachtungsgabe und deutende Fantasie. Ungünstig für den Gesamteindruck wirkt sich aus, dass Schiff immer wieder einer Mimik verfällt, die an Sodbrennen, zumindest auf unterdrücktes Aufstoßen schließen lässt. Zudem hat der Produzent es sich bei diesen Aufnahmen aus dem Esterházy Schloss Fertöd etwas leicht mit den Publikums-Einblendungen gemacht: es handelt sich immer um dieselben!
Vergleichsaufnahmen: Sonaten: Schiff (Teldec 0630-17141-2); Sonate c-Moll: R Schirmer (Berlin classics 0017452 BC), Akl (Koch Discover DICD 920501), Planès (Harmonia mundi HMC) 901763), Koroliov (Hänssler PH 04060); Sonate e-Moll: Planés (Harmonia mundi HMC 901762), Schiff (Teldec 0630-17141-2), Brautigam (BIS CD 993), Brendel (Philips 456 727-2), Eschenbach (Philips 456 763-2), Teregulov (TR RCD 16338), Bergmann (Hännsler 93.081), Reisenberg (Ivory 70806); Sonate Es-Dur: R. Schirmer (Berlin classics 0017452 BC), Akl (Koch Discover DICD 920507), Brautigam (BIS 994), Brendel (Philips 456 727-2), Pennetier (Lyrinx 177), Ungureanu (Bella Musica 31.2237), Leander (Cybele 130.101), Reisenberg (Ivory 70806), Romanovsky (Divox CDX 25245-2 / Busoni-Wettbewerb 2001); Variationen f-Moll: Gulda (Golden Melodram GM 4.0066 /Wien 1959), Jandó (Naxos 8.55392).
Peter Cossé † [02.04.2007]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Joseph Haydn | ||
1 | Capriccio über Acht Sauschneider müssen seyn G-Dur Hob. XVII:1 | |
2 | Klaviersonate Nr. 34 e-Moll Hob. XVI:34 | |
3 | Fantasie C-Dur Hob. XVII:4 (Capriccio) | |
4 | Klaviersonate Nr. 33 c-Moll Hob. XVI:20 | |
5 | Variationen f-Moll Hob. XVII:6 | |
6 | Klaviersonate Nr. 52 Es-Dur Hob. XVI:52 |
Interpreten der Einspielung
- András Schiff (Klavier)