OehmsClassics OC 544
1 CD • 61min • 2002, 2003
18.09.2007
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Das nenne ich nun mal eine wirklich rassige Interpretation, bei der einfach alles so genau zusammenstimmt, daß selbst die wenigen Phasen, in denen pianistisches Virtuosengeklingel die Oberhand über den Gehalt gewinnen will, mit brodelnder Leidenschaft überspielt werden. Die Gefahr der Überwucherung besteht ohnehin nur selten, und sie besteht allenfalls in der Sonate für Violoncello und Klavier, die Ignaz Moscheles gewiß nicht ohne tieferen Dank seinem jüngeren Kollegen Robert Schumann gewidmet hat: Schließlich sah dieser in jenem einen ernstzunehmenden Meister (wir wissen, wie boshaft Schumann werden konnte, wenn ihm was gegen den Strich ging), schätzte ihn als Klavierkomponisten und -spieler und als einen Musiker, der sich „unablässig mit dem Studium alter Meister beschäftigt”, zugleich aber „auch den Gang der neueren Erscheinungen beobachtet” und „aus „solcher Mischung von Altem, Neuem und Eigenem” eine Fülle gediegener Werke zu gewinnen wußte.
Eben diese Mischung ist es auch, denen die Zehn Präludien aus dem Wohltemperierten Klavier mit zusätzlich komponiertem Cello-Teil op. 137 ihre Existenz verdanken. Der erste Schreck, es könne sich dabei um ähnlich „geschmackvolle” Dinge handeln wie das triefäugig-parasitäre Ave Maria, das uns Charles Gounod hinterließ – diese Sorge erweist sich als völlig unbegründet und weicht einer erheblichen Bewunderung für das feine Gespür, mit dem Moscheles aus der genauesten Kenntnis der fremden Substanz seine melodisch-contrapunktischen Studien betrieben hat. Hier gibt es keine Spur von Kitsch, und nirgends will der leiseste Verdacht aufkommen, Bach sei mangels eigener Einfälle zu unbotmäßiger Bereicherung verwendet worden; vielmehr scheint es, daß sich der nachschöpferische Bearbeiter ebenso für die „alte” Musik begeisterte wie ein Gotthold Ephraim Lessing für die Kunst der „Alten”: Zu spüren, daß man in den Werken eines Johann Sebastian Bach, Homer oder Aischylos der Zeitlosigkeit gegenübersteht, kann einen ja zu ganz wunderlichem Enthusiasmus verleiten – weshalb denn auch das Feuer, mit dem Moscheles seine „zusätzlichen Cello-Teile“ geschrieben hat, noch in der aktuellen Aufnahme brennt.
Rasmus van Rijn [18.09.2007]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Ignaz Moscheles | ||
1 | Sonate E-Dur op. 121 | 00:29:07 |
5 | Ten Preludes from the Well-Tempered Clavier with an Additional Cello Part op. 137 | 00:31:57 |
Interpreten der Einspielung
- Ramón Jaffé (Violoncello)
- Elisaveta Blumina (Klavier)