NCA 60172
1 CD/SACD stereo/surround • 60min • 1998
26.09.2007
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Neues entdecken, gewagte Ideen umsetzen und neue interpretatorische Ansätze bei alt Bekanntem fördern – das hat sich das Label NCA (New Classical Adventure) auf die Fahnen geschrieben. Neu ist die 1998 erstmals veröffentlichte Aufnahme von drei Quartetten für Klarinette, Violine, Viola und Violoncello – es handelt sich um Bearbeitungen von zwei Violinsonaten und einem Klaviertrio Mozarts – nicht gerade. Auch hat man es hier nicht mit einer Aufsehen erregenden und musikhistorisch bedeutsamen Ausgrabung zu tun. Aber mit welcher Hingabe, wie ideenreich und rhetorisch ausgefeilt das Ensemble Les Adieux und Eric Hoeprich, die einstige Galionsfigur der Klarinettenszene in Sachen Originalklang und historischer Musizierpraxis, den Quartetten auf dieser klanglich einwandfreien Hybrid Super Audio CD zu Leibe rücken, das klingt auch nach neun Jahren noch neu und unverbraucht.
Über den Repertoirewert dieser Bearbeitungen lässt sich streiten. Nicht über die steigende Popularität der Klarinette an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert und die auch damit verbundene immer mehr in Mode kommende Bearbeitungspraxis, ohne die es um die Verbreitung von Originalwerken in der bürgerlichen Musikkultur schlecht bestellt gewesen wäre. Die hier versammelten Werke erschienen erstmals 1799 bei dem Offenbacher Verleger Johann André. Dieser kommt auch als möglicher Bearbeiter der Sonaten für Klavier und Violine B-Dur KV 317d, Es-Dur KV 374f und des Klaviertrios G-Dur KV 496 von Wolfgang Amadeus Mozart zu Quartetten in Frage (die Urheberschaft ist bis heute nicht endgültig geklärt). Bei den Übertragungen ging kaum etwas von der Substanz der Originale verloren, sieht man einmal ab von abweichenden dynamischen und Artikulations-Bezeichnungen, denen das Hauptaugenmerk der Interpreten beim vergleichenden Quellenstudium galt. Um tiefer gehende Eingriffe handelt es sich lediglich bei der Transposition des G-Dur-Trios nach F-Dur und bei dem Ersetzen der fünften Variation in dessen finalem Variationssatz durch eine neu komponierte Überleitung zwischen der vierten und sechsten Variation.
Das Spannende an dieser Aufnahme ist weniger das musikalische Material als vielmehr das äußerst präzise, aber auch heute noch ungewohnte Klangbild. Nicht nur, dass durch die Verwendung und vollendete Beherrschung von Instrumenten historischer Bauart die Reize der damaligen klanglichen Möglichkeiten und Vorstellungen bestens zum Tragen kommen und sich dem Hörer somit sehr attraktive Klangräume eröffnen. Das i-Tüpfelchen ist die nahezu perfekte Verschmelzung von Klarinette und Streichern zu einem voluminösen und facettenreichen Klangkörper, in dem Eric Hoeprich mit seinen Grenser-Klarinetten den Ton der Mozart-Zeit gefunden zu haben scheint. Im Vordergrund des federleichten Ensemblespiels steht eine empfindsame und subtile Kantabilität. Ob reiches Passagenwerk wie im kleingliedrigen 2. Satz des F-Dur-Quartetts oder beinahe opernhaftes Pathos wie im Andante con moto des Quartetts Es-Dur, ob hohe virtuose Anforderungen oder das kunstvolle Ineinanderfließen und Hin-und-her-Wandern der melodischen Linien zwischen Klarinette und Violine – die Durchsichtigkeit des Stimmverbands und ein nachvollziehbares Dialogisieren bleiben stets gewahrt.
Fazit: Eine wirklich empfehlenswerte Einspielung von höchstem künstlerischen Niveau, an der es nichts zu bemängeln gibt.
Christof Jetzschke [26.09.2007]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
1 | Quartett B-Dur für Klarinette, Violine, Viola und Violoncello (nach KV 317d) | 00:19:38 |
4 | Quartett Es-Dur für Klarinette, Violine, Viola und Violoncello (nach KV 374f) | 00:17:28 |
7 | Quartett F-Dur für Klarinette, Violine, Viola und Violoncello (nach KV 496) | 00:22:44 |
Interpreten der Einspielung
- Eric Hoeprich (Klarinette)
- Ensemble Les Adieux (Ensemble)