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Besprechung CD

Von edler Art

Deutsche Musik des 15. Jahrhunderts für Tasten- und Zupfinstrumente

Ramée RAM 0802

1 CD • 67min • 2007

15.07.2008

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Musikwissenschaftlichen Forschungen zufolge stand die deutsche Instrumentalmusik im Europa des 15. Jahrhunderts in einem ähnlich hohen Ansehen wie die franko-flämische Polyphonie für den Bereich der Vokalmusik. Leider ist diese Instrumentalmusik im Unterschied zur Kunst der Komponisten der franko-flämischen Schule kaum in schriftlichen Quellen überliefert. Im Unterschied zur komplizierten Mensuralnotation der Vokalmusik entwickelte sich für die Instrumentalmusik eine praktische Griffnotation, die so genannte Tabulatur; aus den spärlichen Quellen sticht besonders das Buxheimer Orgelbuch hervor, das umfangreichste erhaltene Manuskript deutscher Orgeltabulaturen des 15. Jahrhundert. „Es enthält sowohl geistliches als auch weltliches Repertoire, darunter Stücke mit vorrangig liturgischer Funktion (Improvisation auf Choralmelodien), Bearbeitungen weltlicher Lieder, basse danse-Sätze und freie instrumentale Formen“, informiert Michal Gondko in seinem Textbeitrag. Ein großer Teil der Musik dieser CD ist dann auch dem Buxheimer Orgelbuch entnommen.

Im späten Mittelalter vollzogen sich auch fundamentale Veränderungen im Instrumentenbau, die den Weg in die Musik der anbrechenden Renaissance bahnten. Das Clavicitherium und die Quinterne, Vorgänger des Cembalos und der Gitarre, sind gemeinsam mit der Laute die Musikinstrumente der vorliegenden Einspielung. Corina Martin und Michal Gondko bieten einen fesselnden Blick in die Anfänge der Musik, die als Fundament der neueren europäischen Musikgeschichte gelten kann. Noch manches klingt nach den durchaus anderen Gesetzen von Konsonanz und Dissonanz, die im Mittelalter gegolten hatten, doch man hört im Laufe der chronologisch angeordneten Musikstücke deutlich, dass der Weg in die Klanglichkeit der Lutherzeit unwiderruflich eingeschlagen ist. Wir stehen gewissermaßen an der Schwelle des tonalen Verständnisses, das die Musikgeschichte bis ins 19. Jahrhundert hinein bestimmen wird. Ein wahrhaft spannender Ausflug in eine Zeit musikalischer Umwälzungen, die sicherlich den Neuerungen in der Musik an der Schwelle zum 20. Jahrhundert in nichts nachstehen.

Detmar Huchting [15.07.2008]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Guillaume Dufay
1Ce jour le doibt 00:04:35
Anon.
2Wilhelmus Legrant 00:01:40
3Des klaffers neyden 00:01:39
4Benedicite almechtiger got 00:03:03
Tyling
5Tandernaken 00:03:14
Anon.
6Praeambulum super sol 00:00:44
7Qui vult messite 00:03:32
8Praeambulum super c 00:02:12
9Pulcherrima de virgine 00:02:30
Boumgartner
10Boumgartner 00:01:56
Anon.
11Praeambulum super d 00:02:14
trad.
12Rorate celi desuper et nubes pluant (Gregorianisch) 00:03:29
Anon.
13Redeuntes in la 00:01:02
14Madocomo bystu die rechte - Repeticio 00:06:13
15Redeuntes in idem 00:01:10
16Mi ut re ut - e c d c 00:03:09
17Redeuntes in idem mi de eadem mensura 00:01:45
Johann Schlend
18Ich stond an einem morgen 00:01:15
Arnolt Schlick
19All ding mit radt 00:02:40
Hans Buchner
20Enzindt pin ich 00:01:41
Hans Kotter
21Praeludium in la 00:02:40
Paul Hofhaimer
22Tandernack uf dem rin lag 00:03:20
Adolf Blindhamer
23Praeambulum 00:06:48
Sylvanus Wenck
24Mein Gmüt und Blüt 00:01:21
Adolf Blindhamer
25Meyn sin und gemüt 00:01:34
26AB mit 3 stimen 00:01:28

Interpreten der Einspielung

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