cpo 777 317-2
2 CD • 2h 26min • 2007
10.11.2008
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Es ist nicht bekannt, ob Verdi Nicolais Lustige Weiber von Windsor gekannt hat. Die Oper erschien zur Zeit der Arbeit am Falstaff erstmalig auf italienischen Spielplänen. Dennoch sind die Wege der beiden Komponisten auf merkwürdige Weise miteinander verbunden. Beide begannen ihre Laufbahn als Opernkomponisten im gleichen Jahr 1839 in Italien: Nicolai brachte in Triest seinen Erstling Enrico II. heraus, Verdi in Mailand seinen Oberto. Das Libretto zum Nabucco sollte ursprünglich Nicolai vertonen, der es aber ablehnte, während er wiederum ein anderes Opernbuch, Il Proscritto, akzeptierte, das zuvor von Verdi verschmäht worden war. Verdi hat den drei Jahre älteren Deutschen um mehr als ein halbes Jahrhundert überlebt, und der Zufall wollte es, daß auch er sein Lebenswerk mit einer Falstaff-Oper abschloß. Mittlerweile hat Verdis Alterswerk der „komisch-romantischen“ Oper seines einstmaligen Rivalen in den deutschen Spielplänen den Rang abgelaufen. Die Rundfunkanstalten müssen da immer wieder in die Bresche springen (und das gilt für die deutsche Spieloper überhaupt!). Erst vor fünf Jahren hat der WDR eine Aufnahme (ohne Dialoge!) produziert, die auch auf CD veröffentlicht wurde. Jetzt legt der BR nach. Die Sängerin der Frau Fluth, mittlerweile eine Berühmtheit, ist in beiden Fällen identisch. Juliane Banse ist gerade in einem Fachwechsel begriffen, hat vor kurzem in Innsbruck ein vielbeachtetes Rollendebüt als Tatjana gegeben. Sie klingt hier wie eine kleine Callas im Biedermeier-Kostüm. Die Rolle des dicken Ritters meistert der noch relativ junge und eher schlank klingende Alfred Reiter ohne Outrage mit sicherer Tiefe, Markus Eiche zeigt sich als Herr Fluth ein weiteres Mal als ein Nachwuchs-Bariton der Sonderklasse, und mit Ferdinand von Bothmer (Fenton), Annette Markert (Frau Reich) und Anna Korondi (Anna) läßt sich auch einiger Staat machen. Bemerkenswert, dass auch die Nebenrollen (Herr Reich, Junker Spärlich, Dr. Cajus) mit Sängern besetzt sind, die sonst das erste Fach singen und hier entsprechend punkten können. Sängerisch gibt es also nichts zu meckern, aber trotzdem reicht diese Neueinspielung nicht an Bernhard Klees Aufnahme (Berlin Classics, 1976) heran, die den lockeren Spielopernton mit einem romantischen Touch versieht. Ulf Schirmer agiert mit dem Münchner Rundfunkorchester wesentlich handfester, bajuwarischer: Die lustigen Weiber von Rosenheim.
Ekkehard Pluta [10.11.2008]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Otto Nicolai | ||
1 | Die lustigen Weiber von Windsor |
Interpreten der Einspielung
- Juliane Banse (Frau Fluth - Sopran)
- Anna Korondi (Anna Reich - Sopran)
- Annette Markert (Frau Reich - Mezzosopran)
- Ferdinand von Bothmer (Fenton - Tenor)
- Maximilian Schmitt (Junker Spärlich - Tenor)
- Markus Eiche (Herr Fluth - Bariton)
- Alfred Reiter (Sir John Falstaff - Baß)
- Christoph Stephinger (Herr Reich - Baß)
- Michael Dries (Dr. Cajus - Bariton)
- Chor des Bayerischen Rundfunks (Chor)
- Münchner Rundfunkorchester (Orchester)
- Ulf Schirmer (Dirigent)