Mieczyslaw Weinberg
String Quartets Vol. 2
cpo 777 392-2
1 CD • 64min • 2006
14.10.2008
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Beim Anhören dieser CD war ich wieder einmal fassungslos darüber, welche musikalischen Schätze noch in den Archiven schlummern und was für phänomenale Komponisten es wiederzuentdecken gilt. In diesem Fall Mieczyslaw Weinberg (1919–1996), geboren in Warschau, 1939 vor den Nazis nach Russland geflohen. Dort erwischte ihn dann 1953 Stalin bei seinen "anti-jüdischen Säuberungen". Erst durch den Einsatz seines Freundes und Kollegen Schostakowitsch kam er zwei Monate später aus dem Gefängnis frei. Späte Ehrungen der Sowjetunion mögen ihm dafür ein Trost gewesen sein. Er komponierte nicht weniger als 26 Sinfonien, die nur teilweise auf Tonträgern vorliegen (eine Mitte der Neunziger begonnene Gesamtaufnahme bei Chandos unter Gabriel Chmura ist bis heute nicht weitergekommen), sowie 17 Streichquartette, für die sich seit 1995 das Danel-Quartett exemplarisch einsetzt. Die Einspielung und Aufführung der 15 Quartette von Schostakowitsch in den Neunziger Jahren war dafür offenbar eine gute Vorbereitung. Im Jahr 2005 spielte das Quartett in der University of Manchester erstmals alle Weinberg-Quartette zyklisch. Als Koproduktion mit dem WDR erscheinen außerdem bei cpo alle Quartette mit den Danels auf CD.
Diese zweite Folge enthält die Quartette Nr. 7, 11 und 13. Der Booklet-Text meint, das Publikum sei "immer wieder überrascht, daß diese schöne Musik so wenig bekannt ist". Dem kann sich der Rezensent nur anschließen: Die hier vorgelegten Werke stehen vom Gehalt und Können her guten Werken von Schostakowitsch nicht nach; man muß sich allerdings intensiv auf Weinbergs Musik einhören, um deren Eigenarten und Reize wahrzunehmen und festzustellen, daß Weinberg beileibe kein Schostakowitsch-Nachahmer war – auch wenn die Tonsprache beider Komponisten einiges gemeinsam hat. Man hört dem Danel-Quartett die intensive Beschäftigung mit diesen Werken an. Zwar fehlen Vergleichsmöglichkeiten und die Partituren sind hierzulande schwer zugänglich, doch schon vom Höreindruck her überzeugen mich diese Aufnahmen restlos. Die Danels musizieren mit nie nachlassender, oft geradezu bohrender Intensität, zugleich ungemein differenziert, mit beeindruckendem Farb- und Kontrast-Reichtum. Auf die weiteren Folgen darf man mehr als gespannt sein.
Dr. Benjamin G. Cohrs [14.10.2008]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Mieczyslaw Weinberg | ||
1 | Streichquartett Nr. 7 C-Dur op. 59 | 00:28:10 |
4 | Streichquartett Nr. 11 in F op. 89 | 00:21:26 |
8 | Streichquartett Nr. 13 op. 118 (in einem Satz) | 00:14:07 |
Interpreten der Einspielung
- Quatuor Danel (Streichquartett)