Nicola Matteis
Ayrs for the violin

Alpha Productions 141
1 CD • 75min • 2008
25.05.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Kaum exakte Daten sind über das Leben von Nicola Matteis überliefert – zum mindesten scheint sicher, dass er aus Neapel stammte und dort um 1650 geboren wurde. Ende 1674 wird er in England erstmalig erwähnt: „…nichts konnte sich mit der Geige in Nicholas’ Hand messen“, schrieb ein englischer Musikliebhaber am 19. November 1674 in sein Tagebuch über den kürzlich nach England gelangten Geiger. 1676 gab Matteis seine ersten beiden Sammlungen mit Violinmusik als „Ayrs for the Violin“ im Druck heraus. Im Vorwort erklärte er den stilistischen Spagat, den er mit diesen Werken unternahm: Er sei dem englischen Geschmack so weit wie möglich entgegengekommen, „jedoch nicht so gründlich, dass ich mich von der italienischen Schule gelöst hätte“. 1700 heiratete Matteis eine reiche Witwe und verschwand aus der Londoner Musikszene, was später zu Vermutungen Anlass gab, er sei um 1702 gestorben. Doch kauften seine Frau und er 1714 noch ein Herrenhaus in Norfolk, wie neuere Studien ergeben haben, sodass sein Todesdatum jedenfalls nach 1714 anzusetzen ist.
Hélène Schmitt und ihre Mitstreiter brechen eine Lanze für die Musik dieses Italieners, der sich im nebligen England einen Weg in die Herzen des Publikums bahnte. Die Leichtigkeit und Eleganz des italienischen Stils trafen im damaligen England auf ein bereitwilliges Publikum – die kontrapunktischen Höhenflüge eines Henry Purcell fanden nach dem frühzeitigen Tod des Orpheus Britannicus im Jahr 1695 nur noch wenige Nachfolger. Neben solider italienischer Kunstfertigkeit zeigte Matteis auch genügend stilistische Geschmeidigkeit, auf den volkstümlichen englischen Geschmack einzugehen (das bezeugen besonderes die als Jigg bezeichneten Sätze seiner Suiten) oder mit Grounds der englischen polyphonen Tradition zu huldigen.
Ernsthaftigkeit des Interpretationsansatzes und Leichtigkeit in der musikalischen Realisierung verbinden sich in dieser Einspielung zu einem wirklich gelungenen Porträt des Komponisten Nicola Matteis: Er setzte seine beträchtlichen Fähigkeiten ein, die damals noch relativ neue Kunst virtuoser Violinmusik seiner italienischen Heimat in einem Land bekannt zu machen, das als Heimstätte der Gambenmusik gelten konnte und sich den musikalischen Strömungen des europäischen Kontinents erst langsam zu öffnen begann.
Detmar Huchting [25.05.2009]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Nicola Matteis | ||
1 | Suite en la | 00:11:07 |
6 | Suite en do | 00:11:00 |
11 | Suite en mi | 00:15:00 |
18 | Suite en la | 00:10:00 |
23 | Suite en ré | 00:12:50 |
29 | Suite en sol | 00:11:25 |
Interpreten der Einspielung
- Hélène Schmitt (Violine)
- Gaetano Nasillo (Violoncello)
- Eric Bellocq (Gitarre, Theorbe)
- Jörg-Andreas Bötticher (Cembalo, Orgel)