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Besprechung CD

gutingi 240

1 CD • 63min • 2008

09.06.2009

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 6
Klangqualität:
Klangqualität: 6
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 6

„Unproblematische Unterhaltungsmusik im typischen Rokokostil“ – so beschreibt der CD-Begleittext die Kompositionen des aus der Nähe von Hannover stammenden Sir Friedrich Wilhelm Herschel (1738-1822). Fast ist man geneigt zu ergänzen, mehr sei auch nicht zu erwarten von einem großen Astronomen, der das Bild des Sonnensystems revolutionierte, die Kosmologie begründete und die Infrarotstrahlung entdeckte. Trotzdem überrascht die mangelnde Originalität seiner dreisätzigen Sinfonie Nr. 18 Es-Dur (1762). Kraftvoll, einfach strukturiert und geradlinig, aber angefüllt mit auf die Dauer ermüdenden Floskeln, Tonrepetitionen, Seufzermotiven, dahinjagenden Tonleitern sowie stereotypen Wiederholungen und Sequenzierungen: Dieser Ausdrucks- und Substanzarmut hat auch das 2005 gegründete Kammerorchester für die Schönen Künste „Pro Artibus Hannover“ nichts entgegenzusetzen. Das junge Ensemble der Hannoverschen Nordstadt-Konzerte spielt unter der Leitung von Hans-Christian Euler präzise und lebendig, vermag es aber nicht, dieser Musik ein eigenes Gesicht zu verleihen.

Von einer derartigen Profillosigkeit ist leider auch die Interpretation von Louis Spohrs berühmtem, im Zuge einer Italienreise entstandenen Violinkonzert Nr. 8 a-Moll op. 47 In Form einer Gesangsszene (1816). Schade, denn die Verbindung von Solokonzert und affektgeladener (Konzert-)Arie, von lyrischen und dramatischen Momenten bietet trotz des Aussparens größerer Kontraste selbst dem Orchester in seiner Begleitfunktion einen nicht zu geringen Gestaltungsspielraum. Ganz der Belcanto-Kunst verpflichtet ist der teils nach Herzenslust schmachtende, teils hoch virtuose Violinpart, den die Solistin Kathrin Rabus mit klarem Ton sehr leichtfüßig angeht, ohne einzelnen Details ein zu großes Gewicht beizumessen. Sehr empfindsam nimmt sie die hinreißende Gesangsszene des lyrischen Adagios; und doch fehlt ihrem kultivierten Spiel für meinen Geschmack insgesamt die dem Werk und seinem opernhaften Gestus angemessene Sinnlichkeit.

Ein deutlicher Qualitätssprung macht sich dann in der Wiedergabe von Joseph Haydns Sinfonie Nr. 43 Es-Dur bemerkbar. Zwar ist in der Lesart des Ensembles aus Hannover eine gewisse Ebenmäßigkeit und Nähe zu dem Tonfall der „unproblematischen Unterhaltungsmusik“ Friedrich Wilhelm Herschels nicht von der Hand zu weisen – manche Gestaltungsmöglichkeiten etwa des ironisch-experimentellen Kopfsatzes bleiben ungenützt. Doch agieren die jungen Musiker wesentlich nuancierter, akzentuierter und bilden mit gezielt eingesetzter Dynamik und deutlich herausgearbeiteten Phrasierungen den sinfonischen Diskurs jederzeit verständlich ab. Dass sich das Orchester in diesem Werk aus Haydns so genannter „Sturm und Drang“-Zeit wohler fühlt als in den vorangegangenen Kompositionen, ist unüberhörbar. Um so ratloser stehe ich dieser Programmzusammenstellung und ihrer sich mir nicht erschließen wollender Dramaturgie gegenüber.

Christof Jetzschke [09.06.2009]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
William Herschel
1Sinfonie Nr. 18 Es-Dur 00:13:29
Louis Spohr
4Violinkonzert Nr. 8 a-Moll op. 47 (In Form einer Gesangsszene) 00:19:26
Joseph Haydn
7Sinfonie Nr. 43 Es-Dur Hob. I:43 (Merkur) 00:29:57

Interpreten der Einspielung

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