Die Orgel der Schlosskapelle Waldenburg/Sachsen
CAB 130
1 CD • 78min • 2009
12.02.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Steilvorlagen – so lautet eine mögliche Überschrift, welche man der hier zu besprechenden CD verpassen könnte. Warum? Es handelt sich erstens um ein außergewöhnliches und ambitioniertes Orgelbauprojekt, zweitens um eine spannende Literaturzusammenstellung, und drittens um eine junge und engagierte Interpretenriege.
Doch eins nach dem andern: Das Orgelbauprojekt – ein Zusammenspiel von privatem und institutionellem Engagement – führte im vergangenen Jahr zur Fertigstellung einer Orgel, die einerseits eine Reminiszenz an die romantische Orgelbaukunst des ausgehenden 19. Jahrhunderts darstellt, andererseits aber auch alte Bestände mit heutigen Baustandards kombiniert. Entstanden ist ein Instrument, welches auf der ersten Blick einen Leckerbissen für jeden Fan deutsch-romantischer Orgeln und der dazu passenden Literatur darstellt.
Was die Zusammenstellung der gespielten Werke angeht, so darf man diese als spannend bezeichnen, sie steht abseits standardisierter Programme und ist bereichert durch das Genre der Improvisationskunst – mit zwei kleinen Abstrichen, nämlich den Bearbeitungen der Strauss-Lieder. Diese Bearbeitung reicht nicht annähernd an die Spannungsdichte der orchestralen Originale heran, was aber durchaus möglich wäre. Und ob es eine „alternative“ Fassung der Bachschen g-Moll-Fantasie in fragwürdiger Registrierung bzw. Spielweise neben einer „angeblich klassischen“ Ausführung braucht, bleibt dahingestellt. Der Rezensent ist durchaus ein Freund von zeitadäquater Interpretation auf den jeweiligen Instrumenten, will sagen: die Romantik hat Bach sicher anders gesehen, gehört und auch gespielt. Dann langt aber auch eine romantische Fassung!
Zu den Interpreten: Es handelt sich ausnahmslos um virtuose und technische versierte Spielerinnen und Spieler. Lediglich bei der Sopranistin sind in den Strauss-Liedern doch beachtliche stimmliche Unausgewogenheiten zu hören, gerade bei langen Haltetönen schwingt die Stimme nicht richtig ein und klingt merkwürdig unfrei.
Nach soviel Lob in den einzelnen Bereichen müsste das Resumée eigentlich durchweg positiv ausfallen. Und dennoch befällt den Rezensenten ein leicht mulmiges Gefühl beim Anhören der CD. Alles wirkt irgendwie eine Nummer zu groß gewählt für das Instrument und den sicher nicht üppigen Raum. Und auch die Orgel klingt (so wird sie jedenfalls von den Interpreten vorgestellt) oft merkwürdig wenig grundtönig und wenig rund. So kommt es zusammenfassend leider nicht zu einer Spitzenbewertung, sondern nur zu einer 8 in allen Feldern. Vielleicht ein Ansporn für weitere Projekte in diesem Rahmen.
Frank Höndgen [12.02.2010]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Anon. | ||
1 | Improvisation (zur Jahn & Sohn-Orgel) | 00:10:13 |
Johann Sebastian Bach | ||
4 | Praeludium and Fugue g minor BWV 542 | 00:06:22 |
5 | Praeludium and Fugue g minor BWV 542 | 00:06:26 |
Paul Krause | ||
6 | Studie für Doppelpedal (O Welt, ich muss dich lassen) | 00:05:04 |
7 | Resignation op. 28 Nr. 7 | 00:04:20 |
Richard Strauss | ||
8 | Zueignung op. 10 No. 1 | 00:01:56 |
9 | Rest, My Soul! op. 27 No. 1 | 00:03:41 |
10 | Freed op. 39 No. 4 | 00:05:49 |
11 | Beim Schlafengehen | 00:05:39 |
12 | September | 00:05:12 |
Anton Bruckner | ||
13 | Sinfonie No. 5 B flat major WAB 105 | 00:22:48 |
Interpreten der Einspielung
- Lydia Böhmig-Weißgerber (Orgel)
- Reimund Böhmig-Weißgerber (Orgel)
- Markus Ludwig (Orgel)
- Markus Kaufmann (Orgel)
- Nancy Gibson (Orgel)
- Pascal Kaufmann (Orgel)
- Tobias Teumer (Orgel)