Teresa Berganza
An Evening of Song 1985
SWRmusic 93.705
1 CD • 64min • 1985
24.09.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Sie war eine der feinsten, vornehmsten Gestalten der Säängerwelt während der Sechziger- bis Achtzigerjahre, ein Vorbild für Gesangskultur, für Vortragskunst. Die spanische Mezzosopranistin Teresa Berganza stand nicht nur als Mozart- und Rossini-Interpretin in der ersten Reihe, sie nahm auch als Liedersängerin einen herausragenden Platz ein. Zahlreiche Tonaufnahmen zeugen von ihrer künstlerischen Souveränität, und die besten unter ihnen sollten eigentlich nie aus dem Angebot verschwinden, denn sie leuchten als Leitsterne in unsere teilweise ziemlich vergröberte Sängerwelt hinein.
Im Jahr 1985 gab Teresa Berganza, von Juan-Antonio Alvarez Parejo sehr hingebungsvoll auf dem Klavier begleitet, einen Liederabend bei den Schwetzinger Festspielen. Der Konzert-Mitschnitt (SWR) darf als reiner Glücksfall bezeichnet werden, was übrigens auch für die nahezu makellose Tontechnik gilt.
1985, da hatte die Sängerin das fünfzigste Lebensjahr bereits überschritten, rund drei Jahrzehnte in vollem Einsatz im Opern- und Konzertleben lagen hinter ihr. Sicher, die Stimme tönt nicht mehr ganz so süß und lieblich wie in den frühen Aufnahmen, und bei der eingangs gesungene Haydn-Kantate Arianna a Naxos erreicht die Stimme noch nicht ganz ihre Freiheit. Aber bereits mit den herrlichen Kinderliedern Mussorgskys (russisch gesungen) offenbaren sich ihre komödiantische Vielfalt, die stupende Virtuosität und Verwandlungskunst der Stimme. Faurés melancholische Gesänge L’Absent, Mandoline, Clair de lune und Fleur jetée – gesungene Juwelen. Dasselbe gilt für die Lieder Respighis (E se un giorno tornasse, Nebbie, Stornellatrice). Unglaublich, was die Künstlerin mit den 6 Canções Nordestinas des brasilianischen Komponisten Francisco Ernani Braga (1868-1945) vorführt. Da verwandelt sich musikalische Konfektion in pures Gold und man gewinnt einen Begriff von einer immensen Stimmbeherrschung, die bis ins Burleske umschlagen kann und in jedem Moment ästhetisch bleibt. Und zuletzt, als Draufgabe, die palpiti-Arie aus Tancredi. So soll Rossini gesungen werden – ohne Allüre und Aufdringlichkeit, mit schlankem Ton, perfektem Legato, rein mit künstlerischen Mitteln, aus dem Inneren herauserlebt und erspürt.
Teresa Berganza, ein „heiliger“ Name der Gesangskunst. Die Aufnahme mit dem Konzert von 1985 müßte man allen Sing-Aspiranten in die Hand drücken.
Clemens Höslinger [24.09.2010]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Joseph Haydn | ||
1 | Arianna a Naxos Hob. XXVIb:2 (Kantate) | 00:16:54 |
Modest Mussorgsky | ||
5 | Die Kinderstube (Liederzyklus) | 00:14:54 |
Gabriel Fauré | ||
12 | L' Absent op. 5 Nr. 3 | 00:03:28 |
13 | Mandoline op. 58 Nr. 1 (1891 - aus: Cinq mélodies 'de Venise') | 00:01:38 |
14 | Clair de lune op. 46 Nr. 2 | 00:03:12 |
15 | Fleur jetée op. 39 Nr. 2 | 00:01:27 |
Ottorino Respighi | ||
16 | E se un giorno tornasse | 00:02:18 |
17 | Nebbie | 00:02:25 |
18 | Stornellatrice | 00:01:22 |
Francicso Ernani Braga | ||
19 | 6 Canções Nordestinas | 00:12:02 |
Interpreten der Einspielung
- Teresa Berganza (Mezzosopran)
- Juan Antonio Alvarez Parejo (Klavier)