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Besprechung CD

Troubadisc TRO-CD 01438

1 CD • 68min • 1992

27.09.2010

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Eines der Hauptprobleme der Reger-Interpretation ist es, die häufig sehr ausgreifenden Formen mit all ihren mäandernden (und kühnen!) harmonischen Zwischenstufen zusammenzufassen, ihnen eine Richtung zu geben, Form zu generieren. Genau in dieser Beziehung glückten dem Freiburger Pianisten Wolfram Lorenzen Anfang der 1990er Jahre eine Reihe wirklich adäquater Reger-Spielweisen für den Saarländischen bzw. den Schweizer Rundfunk. Sowohl kleinere Formzusammenhänge als auch ein weit dimensioniertes Variationenwerk unterstellte er sehr überzeugend seinem energischen Zugriff.

Dabei kommt es in den beiden hier vorgestellten Sonatinen op. 89/1 und 3 darauf an, das scheinbar improvisierte Material in seinen Reihungen organisch zu vermitteln und gleichzeitig aus den überaus attraktiven Einfällen die möglichste ästhetische Valenz zu entwickeln. Lorenzen vertieft, aber nur vereinzelt und stets genau dosiert, nimmt das Heft gleichsam schnell wieder in die Hand: Seine Agogik ist phantasievoll, doch nie exzessiv. Dabei hilft ihm seine perfekt geführte Klangregie, die auf einem überlegen kontrollierten Anschlag gründet, der großen Modulationsreichtum zulässt, aber die umherwandernde Harmonik Regers auch sehr kompakt bindet.

Bei den großen Bach-Variationen op. 81 fährt diese Anschlagskultur noch einmal einen ungeahnten Mehrwert ein, weil hier die bewusst wenig brillante Abbildung des Klaviers geradezu erdige Qualität erhält. Lorenzen zeigt viel Gespür für die Tiefe des Instrumentes, er setzt sehr präsente, wie bohrende Passagen im Bass, aber nicht etwa mulmig, sondern sehr transparent. Viel kann Lorenzen auch anfangen mit den grellen, manchmal plötzlich aufschreienden Passagen sowie den Ausbrüchen von Virtuosität, die fast alle aus der Modulation innerhalb des Themas herrühren, die Reger daher natürlich besonders interessiert hat. Diese Variationen sind also nicht Zeugnis einer dunklen, verschatteten, aus ferner Vergangenheit herüberschallenden, romantischen Bach-Pflege, wie noch die Einleitung suggeriert: Reger erreicht in einem sicheren Weg die Reflexionshöhe seiner Zeit.

Prof. Michael B. Weiß [27.09.2010]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Max Reger
1Sonatina op. 89 Nr. 1 00:13:49
4Fünf Humoresken op. 20 00:11:37
9Sonatina op. 89 Nr. 3 00:12:31
12Variationen und Fuge über ein Thema von J.S. Bach op. 81 00:30:02

Interpreten der Einspielung

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