John Cage
Works for Percussion Complete Edition Vol. 6
Hungaroton HCD 31849
1 CD • 73min • 2009, 2010
09.03.2011
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Es ist der komplexe Zusammenhang zwischen Freiheit und Wille, zwischen Improvisieren und Komponieren, welcher die hier versammelten sieben Stücke von John Cage prägt; der ebenso kenntnisreiche wie knappe Begleittext von András Wilheim zu dieser sechsten Folge der bei Hungaroton erscheinenden Gesamtausgabe mit Werken für Schlagzeug macht diesen idellen Hintergrund sehr deutlich, besonders, wenn er heravorhebt, wie wenig Cage eigentlich von der Improvisation hielt: Er hatten den begründeten Verdacht, dass ein improvisierender Musiker zu stark auf erlerntes Material zurückgreift, wie es ja auch tatsächlich in Schulen zur Jazz-Improvisation gelehrt wird.
Aus rein ästhetischer Sicht spielt dieser philosophische Hintergrund jedoch eine weit weniger große Rolle als das Verhältnis von Musik und Stille. Gerade wenn man die hier versammelten sieben Stücke in Folge tatsächlich hört, wird deutlich, dass es eher der Verzicht auf Handlungen - oder aber ihre strenge Begrenzung ist -, welche die Außenhaut dieser Musik bestimmt. Dies ist für den Cage-Kenner freilich keine Überraschung, durchaus jedoch die erstaunlich starke Wirkung, wenn sich nach langen Schweigeperioden dann doch so etwas wie Kohärenz einstellt. Der Einstieg mit Haikai von 1986 ist insofern sehr gut gewählt, weil hier die Stille-Ästhetik am reinsten verwirklicht ist. Die Qualität der Aufführung bemisst sich daran, mit welch hoher Intensität die einzelnen Ereignisse durch die Amadinda Percussion Group vorgestellt werden. Auch in Five4 übt ein einzelner Saxophon-Ton bereits maximale Wirkmacht aus.
Überraschender sind jedoch gerade in diesem Kontext jene Passagen innerhalb solcher Stücke wie Five4, besonders aber den Composed Improvisations (1987-1990), in welchen sich bisweilen regelrechte Kohärenz einstellt. Hier ergeben sich, zumindest in dieser klanglich sehr präsenten Aufnahme, dann doch fast sogar jazzartige, ja im Keim vielleicht sogar bluesige Anklänge. Da treffen sich die Freiheit der Improvisation mit der Cageschen improvisierten Komposition: eine sehr instruktive Folge der Gesamtausgabe.
Prof. Michael B. Weiß [09.03.2011]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
John Cage | ||
1 | Haikai | 00:15:44 |
2 | Child of Tree (Improvisation Ia) | 00:08:07 |
3 | Branches (Improvisation Ib) | 00:08:06 |
4 | Five4 (To the memory of Stefan Wolpe) | 00:05:05 |
5 | Composed Improvisation | 00:08:03 |
6 | Composed Improvisation | 00:08:04 |
7 | But what about the Noise of cumpling Paper...? | 00:18:32 |
Interpreten der Einspielung
- Amadinda Percussion Group (Ensemble)