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Besprechung CD/SACD stereo

La Spagna A Tune Through Three Centuries

BIS 1963

1 CD/SACD stereo • 1h 27min • 1980

04.07.2011

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Die Renaissance war die Zeit mit der größten Vielfalt an Musikinstrumenten. Michael Praetorius beschreibt in seinem bedeutenden Lehrwerk Syntagma musicum ein „Stimmwerck" (also einen kompletten Satz) von allein elf verschiedenen Blockflöten. Des weiteren vielerlei sonstige Zupf-, Blas-, Streich- und Tasteninstrumente, deren Namen, Klang und Aussehen heute nur noch dem Insider bekannt sein dürften, z.B. Rackette, Cornamusen, Trumscheit oder Claviorganum.

Nicht von ungefähr gilt die Renaissance auch als Epoche bis dahin unvorstellbarer weltlicher Macht- und Prachtentfaltung. Man denke an die Entdeckung und Eroberung der Neuen Welt, die Fugger oder an die kunstliebenden Medici. Der weltweite Handel (und damit auch Kulturaustausch) stand in höchster Blüte. Selbst in Zeiten ohne Radio, MP3-Spieler und CD vermochte sich Musik in Windeseile zu verbreiten. Ein schönes Beispiel bietet etwa Jacob van Eycks Sammlung Der Fluyten Lust-hof, der um die Mitte des 17. Jahrhunderts eine Art gedruckter Hitparade samt Diminutionen darstellte. Eine dieser Weisen, La Spagna genannt, gehörte damals zu bekanntesten Melodien überhaupt. Sie wurde in ganz Europa gespielt, getanzt, arrangiert und bearbeitet. Ihre frühesten schriftlichen Quellen reichen bis ins Jahr 1463 zurück. Als Spagnoletta finden wir sie 1581 in einem Tanz-Handbuch wieder. Besonders bekannt aber wurde sie durch Giles Farnabys Fassung im Fitzwilliam Virginal Book.

1980 realisierte Robert von Bahr eine bis heute klanglich wie musikalisch maßstabsetzende Aufnahme mit dem legendären spanischen Ensemble Atrium Musicæ de Madrid unter Leitung von Gregorio Paniagua, die – technisch überarbeitet und ins hochauflösende DSD-Format konvertiert – prall gefüllt fast 90 Minuten Musik bietet: Variationen über eben jene beliebte spanische Weise aus drei Jahrhunderten von Komponisten wie Josquin Desprez, Michael Praetorius, Giles Farnaby, Jacob van Eyck, António de Cabezon u.a.

Gregorio Paniagua hat die Stücke, von denen längst nicht immer eine genaue Besetzungsangabe vorhanden bzw. festgelegt ist, ganz im Sinne der Zeit höchst vielfarbig und fantasievoll arrangiert. Das Spiel des Ensembles begeistert, auch wenn sich selbstredend nach über 30 Jahren die Spieltechnik und -ästhetik etwa des Blockflötenspiels etwas gewandelt hat. Aufnahmetechnisch ist die Produktion immer noch ein Meilenstein. Die CD vermittelt einen glänzenden Eindruck vom ungeheuren Klangreichtum der Epoche.

Heinz Braun † [04.07.2011]

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