Bach, das Cello und die Kremlkirche von Suzdal
di Monaco Records DMR 5005
1 CD • 51min • 2010
27.10.2011
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Was haben Bach, ein Cello und die Kremlkirche von Suzdal gemeinsam? Sicher werden Sie sich ob des kryptischen CD-Titels ähnlich wie ich erst einmal ratlos am Kopf kratzen. Dies ist zweifellos Kalkül, macht der Titel doch neugierig auf diese zunächst recht ominös erscheinende Verknüpfung. Hinter der mysteriösen Trinitas verbirgt sich ein ebenso stimmiges wie ungewöhnliches Konzept. Die Lektüre des liebevoll gestalteten, umfangreichen Beiheftes bringt Licht ins Dunkel: Für den Cellisten Wladimir Maria Wilhelm war das Aufnahmeprojekt eine persönliche Spurensuche und musikalische Reise in die Heimat seines Vaters, dessen Andenken die CD auch gewidmet ist. Die Aufnahmen entstanden in der mystischen Atmosphäre der Rozhdestvenskij-Kathedrale des Kremls von Suzdal, einer alten russischen Stadt, rund 200 km nordöstlich von Moskau gelegen. Im Mittelpunkt des Programms firmiert Johann Sebastian Bachs Solo-Suite d-Moll BWV 1008. Wilhelms Ansatz, Musik des Barock zwar auf einem „modernen" Instrument, aber durchaus „historisch informiert" zu spielen, gefällt mir ausgesprochen gut, gelingt ihm doch (von kleineren Intonationsmängeln und in den langsamen Sätzen durchweg zu schnellen Trillern abgesehen) eine lebendige, stimmige und eben durchaus „sprechende" Deutung. Hochinteressant und aus einem gänzlich neuen Winkel beleuchtet die Continuofassung von Arno Jochem de la Rosée (mit einem zweiten Cello und Laute) die gleiche Suite, in der Wilhelm noch ein wenig frischer, ja fast möchte man sagen, befreiter spielt. So schön die Idee auch ist, bleibt die Continuoversion aufgrund der tiefen Lage beider Bass-Instrumente streckenweise klanglich etwas mulmig. Unter dem Strich gewinnt die Suite jedoch in der B.c.-Form mehr als sie verliert. Bachs Musik mit einigen sehr bekannten russisch-orthodoxen Gesängen (Tschaikowksy, Tschesnokow, Dubensky) zu kombinieren (in der Schlussnummer sogar mit hinzutretendem Cello), mag Geschmackssache sein. Der Männerchor „Blagowest" sorgt jedenfalls für ein sehr authentisch russisches Ambiente. Wer offen für nicht ganz alltägliche Programme ist, wird von dieser CD nicht enttäuscht werden.
Heinz Braun † [27.10.2011]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Peter Tschaikowsky | ||
1 | In Church op. 39 No. 24 | 00:02:17 |
Johann Sebastian Bach | ||
2 | Suite Nr. 2 d-Moll BWV 1008 für Violoncello solo | 00:19:43 |
Pavel Tschesnokow | ||
8 | Lass mein Gebet aufsteigen | 00:02:38 |
Johann Sebastian Bach | ||
9 | Suite No. 2 d minor BWV 1008 for Violoncello solo | 00:19:04 |
Fyodor Dubyansky | ||
15 | Vater unser | 00:01:46 |
16 | Sarabande | |
Peter Tschaikowsky | ||
17 | In Church op. 39 No. 24 | 00:02:14 |
Interpreten der Einspielung
- Wladimir Maria Wilhelm (Violoncello)
- Stephan Rath (Laute)
- Arno Jochem de la Rosée (Violoncello)
- Chor Blagowest (Chor)