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Besprechung CD

Alice Sara Ott

Pictures

DG 479 0088

1 CD • 72min • 2012

18.02.2013

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Die 24jährige Pianistin Alice Sara Ott mit ihrer attraktiven Herkunft – deutscher Vater, japanische Mutter – wird von der Deutsche Grammophon generös gefördert. Und genießt dabei einigen Freiraum. So konnte sie ihren Auftritt im Juli 2012 bei den „Weissen Nächten" in St. Petersburg mitschneiden lassen. Es stand ja auch mit Modest Mussorgskys Bilder einer Ausstellung ein Schlüsselwerk des russischen Klavierschaffens auf dem Programm. Angeblich gegen das Pianoforte geschrieben, lässt es dennoch kaum ein Pianist liegen. Weil die Fülle der vom Maler Viktor Hartmann angeregten Miniaturen von einer Prägnanz und Vielschichtigkeit zeugt, die auf knappstem Raum dem Interpreten manch Dankbares bietet. Alice Sara Ott neigt nicht zu bravourösen und selbstverliebten Exzessen, aber sie unterspielt die Kontraste zwischen mächtigen Entladungen und lyrischen Episoden keineswegs. Ihre Darstellung der „Bilder" reißt vielleicht nicht vom Sitz, besticht aber durch gut ausgehorchte und klar gestaltete Details voll klanglicher Raffinesse – vom lustigen Kindergeschrei in den Tuilerien bis zum schwerfälligen „Bydlo"-Ochsenkarren, von den grotesken Küklein in den Eierschalen bis zur grimmigen „Hütte der Baba-Yaga". Vielleicht, dass sie sich ein wenig zu sehr in den liebevoll ausgekosteten Episoden verliert und dabei dem großen Ganzen nicht immer auf der Spur bleibt.

Als Ergänzung ein Werk, das auch nicht gerade ein Leichtgewicht ist – Franz Schuberts längste Klaviersonate D 850 (in welcher die Pianistin, dies als Parallele zu Mussorgskys Zyklus, vorab das Zukunftsweisende entdecken will). Auch hier hält sie die einzelnen Charaktere sicher im Griff, als möchte sie Robert Schumanns Begeisterung („Schlag auf Schlag, packend und fortreissend") ganz direkt umsetzten – von den frischen Aufschwüngen des Kopfteils über die Versonnenheit des langsamen Satzes (den sie spürbar schneller nimmt als üblich) bis zur munteren Plauderei des Rondo-Finales. Bei beiden Werken ist übrigens der Live-Charakter kaum zu spüren, höchstens vielleicht indirekt als Ansporn für die Interpretin – die Konzerthalle des Mariinsky-Theaters scheint akustisch gut geeignet; keine Nebengeräusche, erst jeweilen beim Schlussapplaus bemerkt man das Publikum.

Mario Gerteis † [18.02.2013]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Modest Mussorgsky
1Bilder einer Ausstellung 00:34:49
Franz Schubert
17Klaviersonate Nr. 17 D-Dur op. 53 D 850 (Gasteiner Sonate) 00:37:42

Interpreten der Einspielung

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