Richard Wagner 2013
Da Capo 1409
1 CD • 64min • 2004
23.05.2013
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die Chuzpe, mit der Matthias Georg Kendlinger und die von ihm gegründeten K & K Philharmoniker hier den Hut in den Ring werfen, ist sympathisch und bewundernswert. Schließlich begeben sich die Musiker mit ihrem Wagner-Album in eine hoffnungslos übermächtige Konkurrenz von Wagner-Interpretationen von Karl Muck bis Lorin Maazel und Mariss Jansons, von Knappertsbusch und Furtwängler ganz zu schweigen. Dafür schlagen sich Kendlinger und die K & K Philharmoniker wacker, und Kendlinger kann auch einige Vorteile aus der Unbekümmertheit ziehen, mit der das offenkundig eher mittelstark besetzte Orchester sich diesen massiven Werken stellt.
Am besten funktioniert der frische Zugriff bei der frühen Ouvertüre zum Liebesverbot sowie generell bei kammermusikalischen Passagen, etwa dem Beginn der Tannhäuser-Ouvertüre; auch mag man gut finden, dass in den Tutti-Passagen die Strukturen sehr deutlich werden, da die Streicher verhältnismäßig schwach besetzt sind. Aus welchen Elementen der Walkürenritt zusammengesetzt ist, hört man hier deutlicher als bei anderen Aufnahmen. Wenn jedoch die Steigerungen zum Tutti, etwa in der Tannhäuser-Ouvertüre, aber auch im Liebestod aus Tristan und Isolde zu flach ausfallen, rächt sich, dass hier ein Orchester und ein ebenfalls reduziert besetzter K & K Opernchor quasi über ihre Verhältnisse leben. Im Liebestod steht schlicht zu wenig Volumen zu Verfügung, die Sequenzen werden so nicht zu Wegbereitern eines Spannungsaufbaus, sondern treten auf der Stelle, die Tuttientladungen sind nicht vorbereitet und erscheinen eher unmotiviert. Über diesen Preis einer kammermusikalischen Darstellung kann man noch hinwegsehen, und meistens sind die durchaus versierten Musiker auch präzise geführt; ja, die geradezu schmissige, aufreizend knappe Intonierung des „Wach-Auf-Chores“ aus den Meistersingern kann man auch als angenehm wenig schwülstig empfinden. Dass allerdings auch immer wieder einmal Intonationsprobleme auftauchen (ausgerechnet der Posaunen etwa im Tannhäuser) oder verhaspelte Passagen der Holzbläser in der „Venusberg“-Musik, ist mißlich. Man kann bei aller Sympathie für diesen Husarenstreich nicht außer Acht lassen, dass das Orchesters nicht mit den großen Klangkörpern mithalten kann, die seit ungefähr 100 Jahren Wagner aufnehmen.
Prof. Michael B. Weiß [23.05.2013]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Richard Wagner | ||
1 | Ouvertüre (1836 - from: Das Liebesverbot) | 00:08:10 |
2 | Isoldes Liebestod (aus: Tristan und Isolde) | 00:07:31 |
3 | Silentium! Silentium (aus: Die Meistersinger von Nürnberg WWW 96) | 00:04:27 |
4 | Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg WWV 70 | 00:13:40 |
5 | Festmarsch (aus: Tannhäuser) | 00:07:33 |
6 | Lohengrin (Vorspiel 1. Akt) | 00:08:28 |
7 | Treulich geführt (Hochzeitsmarsch - aus: Lohengrin) | 00:07:54 |
8 | Walkürenritt – Vorspiel zum 3. Akt (aus: Die Walküre) | 00:05:35 |
Interpreten der Einspielung
- K&K Philharmoniker (Orchester)
- K&K Opernchor (Chor)
- Matthias Georg Kendlinger (Dirigent)