Wolfgang Amadeus Mozart Violinkonzerte 1-5
Lena Neudauer
SWRmusic 93.316
2 CD • 2h 11min • 2013
20.06.2014
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Heutzutage erwartet man fast schon automatisch von jedem Interpreten einen Offenbarungseid in Sachen Musizierhaltung. Konventioneller oder historisierender bzw. historisch informierter Interpretationsansatz? Diese Frage richtet sich wohl am häufigsten an die Streicher und hier besonders an die Geiger. Verdächtig macht sich da schon manchmal, wer sich bei barocken und klassischen Werken weder dem einen noch dem anderen Weg verschreibt oder wer sich gar der „konventionellen“ Aufführungspraxis anschließt.
Auch mir stellte sich diese Frage, als ich diese Einspielung der Mozart-Violinkonzerte und von Einzelsätzen für Violine und Orchester mit der Geigerin Lena Neudauer und der Deutschen Radio Philharmonie unter der Leitung von Bruno Weil auf den Tisch bekam. Aber schon nach kurzer Zeit erwies sich diese Frage als ganz und gar unerheblich. Warum? Aus Lena Neudauers Musizierhaltung spricht eine unbedingte Liebe zu jeder einzelnen Note dieser stilistisch zwar verwandten, aber doch unverwechselbaren Meilensteine der Konzertliteratur. Hinter diese nie aufgesetzt oder sentimental wirkende Liebe tritt alles andere zurück.
Lena Neudauers Freude an der Musik und am Spiel teilt sich unmittelbar mit. Ihr hochsensibler Vortrag ist von faszinierender Leichtigkeit, wunderbar konturiert und sprechend. Und er unterstreicht auf vollendete Weise den jeweils ganz eigenen Charakter jedes einzelnen Konzerts und jedes einzelnen Satzes. Verspieltes, Ernstes, Unterhaltendes, Anmutiges und Strenges: Dank einer lebendigen, vor allem aber geschliffenen Tongebung und eines sehr nuancierten Ausdrucks – selbst in dem barocken Figurenwerk der Ecksätze des Konzerts Nr. 1 B-Dur KV 207 – wird die Geigerin der Tonsprache Mozarts vollkommen gerecht.
Darin steht ihr die nicht minder vital, schwungvoll wie elegant agierende und herrlich mit Lena Neudauer dialogisierende Radio Philharmonie unter Bruno Weil in nichts nach. Schließlich sind es Lena Neudauers durchgängige Tonschönheit und makellose Klangkultur (nicht nur in der arienhaften Kantabilität der Mittelsätze), die dieser ebenso klaren wie verführerischen Einspielung ihre Stempel aufdrücken. Ein Glücksfall der Mozart-Interpretation? Für mich ohne Zweifel! Lena Neudauer vereint nicht zuletzt in ihrem Spiel genau das, was für Mozart den idealen Interpreten seiner Konzerte ausmacht. In einem Brief von 1777 an seinen Vater schreibt Mozart über einen Geiger des Mannheimer Orchesters: „Er gefällt mir sehr; Sie wissen, dass ich kein großer Liebhaber von Schwierigkeiten bin. Er spielt schwer, aber man kennt nicht, dass es schwer ist; man glaubt, man kann es gleich nachmachen. Und das ist das Wahre. Er hat auch einen sehr schönen und runden Ton. Es fehlt keine Note, man hört alles, es ist alles marquiert.“
Christof Jetzschke [20.06.2014]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
1 | Violinkonzert Nr. 1 B-Dur KV 207 | 00:20:31 |
4 | Violinkonzert Nr. 2 D-Dur KV 211 | 00:19:40 |
7 | Violin Concerto Nr. 5 A major | 00:27:27 |
CD/SACD 2 | ||
1 | Violin Concerto Nr. 3 G major | 00:21:55 |
4 | Violinkonzert Nr. 4 D-Dur KV 218 | 00:21:21 |
7 | Adagio E-Dur KV 261 | 00:07:05 |
8 | Rondo B-Dur KV 269 für Violine und Orchester | 00:06:43 |
9 | Rondo C-Dur KV 373 | 00:05:48 |
Interpreten der Einspielung
- Lena Neudauer (Violine)
- Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern (Orchester)
- Bruno Weil (Dirigent)