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Besprechung CD

Soñary y nada más

Tangos für Gitarre

timezone TZ1088

1 CD • 64min • 2015

21.07.2016

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Melancholie, selbstzweiflerisches Nachdenken, ein Gefühl von zufriedener Gelassenheit, Unruhe, das Gefühl einer schicksalshaften Bedrohung, ein leicht makabrer Walzer, eifrige Betriebsamkeit, ein intrikates Spiel mit doppelt gegriffenen leeren Saiten, dann wieder sonnige Fröhlichkeit – all diese Stimmungen und noch mehr kann man beim Durchhören des Tango-Albums „Sonar y nada más“ der in Berlin geborenen Gitarristin Kathrin Redlich erleben. Helligkeit, Dunkelheit und Zwielicht wechseln sich bisweilen innerhalb von zwei, drei Minuten ab.

Wer vor dem Hören einen Blick auf die Trackliste wirft, könnte skeptisch werden: 24 Tangos innerhalb einer guten Stunde, wird das nicht zu viel, sollte man das nicht lieber in kleinen Portionen rezipieren? Am Ende ist man dann überrascht, wie gut das funktioniert, denn die Vielzahl der Affekte, aber auch der musikalischen Topoi, der Satztechniken und nicht zuletzt die interpretatorische Finesse Kathrin Redlichs lassen kein Gleichmaß aufkommen. Gleichzeitig erscheinen immer wieder allbekannte melodische oder harmonische Wendungen, die zum Gemeingut gehören, und zwei der Tangos, der populäre „El Choclo“ von Angel Villoldo und besonders das abschließende Stück dieser Sammlung, „La Cumparsita“ von Gerardo Matos Rodriguez, welches der Tango schlechthin ist, stehen sozusagen ikonisch für diese Kunst. Weitere Stücke stammen von Francisco Canaro, Abel Fleury, José Martinez, Anibal Troilo, Oktavio Barbero, Cacho Tiaro und natürlich dem unvermeidlichen Astor Piazzolla.

Die Herausforderung dieses Albums liegt, wie gesagt, darin, eine Folge von 24 Tänzen auch als Großform zu gestalten. Kathrin Redlich, Schülerin von Bernd Stahl, Martin Rennert und Rainer Feldmann, löst diese Schwierigkeit durch äußerst kontrolliertes Musizieren. Durch strenge Agogik und präzise Phrasierung werden die einzelnen Formen sehr strikt entwickelt, was den Hörer 24 Mal, immer auf´s Neue, in einen Sog zieht; dazu ist die Artikulation geschmackvoll zurückhaltend und hält die Musik verlässlich von jedem Kitsch fern. Man höre etwa, wie Kathrin Redlich, ganz genre-fern, auch einmal heftig auf den Dissonanzen insisiert, etwa in Piazzollas „Libertango“ oder dessen „Triunfal“. Diese Produktion ist eine ebenso interessante wie runde Sache geworden: Wer Gitarrenmusik und Tango mag oder einfach bewusstes und genaues Musizieren schätzt, wird diese Produktion Kathrin Redlichs mögen.

Prof. Michael B. Weiß [21.07.2016]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Francisco Canaro
1El Chamuyo
2Milonga de Buenos Aires
Astor Piazzolla
3Invierno Porteño
4Libertango
Abel Fleury
5Milongueo del ayer
6Chamamé
Astor Piazzolla
7Triunfal
José De Jesus Martinez
8El Pensiamento
Abel Fleury
9A Flor de Llanto
Aníbal Troilo
10Romanze del barrio
Astor Piazzolla
11Adiós Nonino (Tango Rapsodia)
12Contrabajeando
13Garúa
Aníbal Troilo
14Toda mi vida
Astor Piazzolla
15Chiquilín de Bachín
Oktavio Barbero
16Francia
Angel Gregorio Villoldo
17El Choclo
Francisco Canaro
18Soñar y nada más
Pintín Castellanos
19La Puñalada
Astor Piazzolla
20Milonga Carrieguera
Cacho Tirao
21Milonga
22Nieve, solo una poesía
23Un ayer no tan lejano
Gerardo H. Matos Rodriguez
24La Cumparsita

Interpreten der Einspielung

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