Konzerthaus Kammerorchester Berlin
Barber • Bruckner
CuGate Classics CGC013-2
1 CD/SACD stereo • 50min • 2015, 2014
07.03.2017
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Es gibt von Anton Bruckners Streichquintett F-Dur weitaus mehr Orchesteraufnahmen als Einspielungen der Original-Quintettbesetzung. Muss da eine weitere Bearbeitung für Streichorchester wirklich sein? Dass das Quintett formal und mit seiner ganzen Tonsprache auf den Sinfoniker Bruckner weist, ist unbestritten. Aber es kann doch nicht im Interesse des Konzerthaus Kammerorchesters Berlin und seines Konzertmeisters Michael Erxleben (aus seiner Feder stammt das Arrangement) sein, dieses durch und durch kammermusikalische Werk als eine verkappte Sinfonie zu deuten. Also wozu das Ganze?
Eine Antwort darauf bleibt die vorliegende Aufnahme leider schuldig. Ihr großes Plus ist für mich jedoch der Umstand, dass sich in der süffigen und in Teilen sehr expressiven Lesart des Konzerthaus Kammerorchesters Berlin Sinfonisches und Kammermusikalisches, klangliche Dichte und Durchsichtigkeit auf vortreffliche Weise durchdringen. Erfreulicherweise wird auch dem rhythmischen Puls und der polyphonen Struktur die nötige Aufmerksamkeit zuteil. Ebenso gelingen packende Momente in Sachen Klang und Ausdruck, dazu dramatische Licht- und Schattenspiele – vor allem in den Ecksätzen. Aber es bleiben Momentaufnahmen. Damit kein falscher Eindruck entsteht: Das Berliner Ensemble nimmt mit einer erlesenen Klangkultur und betörenden Homogenität für sich ein; die üppige Tonsprache und fesselnde Harmonik Bruckners ist bei dem Konzerthaus Kammerorchester in den besten Händen; Michael Erxlebens Arrangement wirkt kaum überladen. Doch seltsamerweise fehlt dieser Bruckner-Sicht der große Atem. Zum Bersten gespannte Passagen, dann wieder beinahe belangloses Dahinfließen, zahlreiche Momente eines überraschenden Leerlaufs, das Ohr – zumindest meins – schaltet immer wieder ab. Schade, die gestalterischen Möglichkeiten werden kaum ausgereizt, was ich leider auch zu der Wiedergabe von Samuel Barbers Adagio für Streichorchester op. 11 sagen muss. Zwar enthalten sich die Akteure jeglichen sentimentalen Kitsches. Doch höre ich in dem behutsamen Wechsel von Steigerung und Zurücknahme, in dem ausgetüftelten an- und abschwellenden Fluss weniger den oftmals zitierten emotionalen Ausnahmezustand, als vielmehr so etwas wie pauschalisierten Schmerz.
Christof Jetzschke [07.03.2017]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Samuel Barber | ||
1 | Adagio for Strings op. 11 | 00:07:23 |
Anton Bruckner | ||
2 | String Quartet F major | 00:42:53 |
Interpreten der Einspielung
- Konzerthaus Kammerorchester Berlin (Orchester)