Richard Heuberger
Der Opernball
cpo 555 070-2
1 CD • 1h 26min • 2016
07.11.2017
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Man kennt das Phänomen: ein Musiker, der unglaublich viel produziert hat, Opern, Lieder, Ballette komponierte, der sich außerdem als Kritiker, Schriftsteller, Musikprofessor etc. betätigte – und was ist von Richard Heuberger (1850 bis 1914) geblieben? Ein einziges Werk, die Operette Der Opernball, erstmals gegeben im Wiener Carltheater am 5. Januar 1898. Und von dieser Operette ist auch nur – wenn man die Sache ein wenig ironisch betrachtet – eine einzige Melodie, das weltbekannte Lied vom „chambre séparée“ in das Gedächtnis gedrungen. Heubergers Opernball kann sich, was Fülle der Melodien betrifft, kaum mit den besten Werken der Zeitgenossen Strauß, Millöcker, Suppé, Zeller messen, dazu war seine Musik zu gelehrt, in vielen Episoden auch zu kompliziert. Dennoch – dem Komponisten ist damit ein Werk gelungen, das sich seit mehr als hundert Jahren am Leben hält und überall, wo Operetten gespielt werden, zu Hause ist. So auch in Graz, der Geburtsstadt des Komponisten, wo der Opernball im Jahr 2015 gespielt wurde und glückliche Aufnahme fand. Auf cpo gibt es nun ein akustisches Andenken an diese erfolgreiche Produktion des Grazer Opernhauses.
Graz ist zwar kein Zentrum der Operettenkunst, das Theater besitzt jedoch ein ausgezeichnetes Orchester, das unter der Führung von Mario Burkert den Zuhörern authentischen Operettenduft vorzaubert. Der Orchestersatz dieser Operette ist auch deshalb von Interesse, weil ein Exponent der Neuen Wiener Schule, nämlich Alexander von Zemlinsky, bei der Instrumentierung mitgeholfen hat.
Die Rollen sind gut bis ausreichend besetzt, das Spiel hat durchwegs Pfiff und Laune. Aus dem tüchtigen Ensemble sticht besonders die Darstellerin der Zofe Hortense hervor, Sieglinde Feldhofer. Da offenbart sich ein enormes Gesangs- und Theatertalent, dessen Bühnen-Qualitäten sich auch auf der puren Tonaufnahme erkennen lassen.
Clemens Höslinger [07.11.2017]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Richard Heuberger | ||
1 | Der Opernball (Operette in drei Akten) | 01:25:46 |
Interpreten der Einspielung
- Gerhard Ernst (Theofil Beaubuisson, Rentier - Baß)
- Lotte Marquardt (Palmira Beaubuisson, Theofils Frau - Alt)
- Alexander Kaimbacher (Henri, Marinekadett, Beaubuissons Neffe - Tenor)
- Ivan Oreščanin (Paul Aubier - Tenor)
- Nadja Mchantaf (Angèle, Pauls Frau und Madame Beaubuissons Nichte - Sopran)
- Martin Fournier (Georges Duménil - Tenor)
- Margareta Klobučar (Marguérite Duménil, Georges' Frau - Sopran)
- Sieglinde Feldhofer (Hortense, Kammermädchen bei Duménil - Sopran)
- János Mischuretz (Philippe, Oberkellner im Opernfoyer - Tenor)
- Chor der Oper Graz (Chor)
- Grazer Philharmonisches Orchester (Orchester)
- Marius Burkert (Dirigent)