Orpheus
Songs, Arias & Madrigals from the 17th century
cpo 555 168-2
1 CD • 73min • 2016
29.03.2018
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
An der Schwelle von der Renaissance zum Frühbarock war die mythische Gestalt des sich selbst auf der Lyra begleitenden Sängers Orpheus eine Art Fixpunkt in der europäischen Vokal- und Instrumentalmusik. Andreas Küppers, lange Assistent von René Jacobs, hat diese historische Gegebenheit zum Anlaß genommen, die Sage, wie sie von den römischen Dichtern Vergil und Ovid überliefert ist, in Form einer musikalischen Collage nachzuerzählen. In sechs Abteilungen werden erst die Protagonisten Orpheus und Euridice vorgestellt, danach wird Euridices Tod beklagt und Orpheus Gang in die Unterwelt begleitet. Auf den „Weg zurück“ folgt schließlich „Das Ende“, das anders als später in Glucks Oper kein glückliches ist, denn der Sänger wird von den thrakischen Frauen zerfleischt.
In dem musikalischen Kosmos aus italienischen Opern, englischen Lute-Songs und deutschen Liedern darf Jacopo Peris L’Euridice (1600), die erste überlieferte Oper überhaupt, ebenso wenig fehlen wie Claudio Monteverdis L’Orfeo (1607), der bis heute einen festen Platz im Repertoire hat. Henry Purcell, der „Orpheus Britannicus“, kommt zu Ehren wie sein älterer Landsmann William Byrd, doch daneben begegnen wir auch Namen, die sich dem musikhistorischen Gedächtnis weniger eingeprägt haben wie dem Nürnberger Organisten und Komponisten Johann Erasmus Kindermann, aus dessen Opitianischem Orpheus gleich vier Ausschnitte zu hören sind, oder Gabriel Voigtländer, der im Dreißigjährigen Krieg als Feldtrompeter in Wallensteins Heer gedient hat.
Diese CD ist eine musikalische Entdeckungsreise auf exklusivem Niveau, denn auch die Wiedergabe kann höchsten Ansprüchen genügen. Julian Prégardien, längst aus dem Schatten seines berühmten Vaters und Fachkollegen herausgetreten, verbindet den jugendlichen Glanz seines männlich-attraktiven lyrischen Tenors mit früher künstlerischer Reife, zeigt sich nicht nur in stilistischer Hinsicht versiert, sondern findet auch für jeden der 20 Gesänge, die von 7 Instrumentalstücken unterbrochen werden, bei hoher Textprägnanz einen eigenen Ton und eigene Farben. Allerdings ist er bei Andreas Küppers und dem Ensemble Teatro del mondo auch bestens aufgehoben, die diese alten Stücke mit überwältigender Frische zum Klingen und gar zum „Swingen“ bringen, wobei die 9 Musiker auf verschiedenen Instrumenten tätig werden, mühelos von der Barockvioline oder Gambe zur Blockflöte wechseln; der Leiter und Initiator Küppers ist nicht nur an Cembalo und Orgel, sondern auch am Lautenwerk aktiv. In einigen Nummern kommt ein Orpharion zum Einsatz, ein im 16. Jahrhundert konstruiertes Pendant zur Laute.
Ekkehard Pluta [29.03.2018]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Robert Johnson | ||
1 | Orpheus I am | 00:03:00 |
Antonio Draghi | ||
2 | Ma, divertim'io voglio | 00:03:23 |
Maurice Green | ||
3 | Orpheus with his lute | 00:02:14 |
William Byrd | ||
4 | Come woeful Orpheus | 00:01:46 |
Gabriel Voigtländer | ||
5 | Als Orpheus schlug sein Instrument | 00:02:20 |
Jacopo Peri | ||
6 | Antri, ch'a miei lamenti (aus: Euridice) | 00:03:34 |
Johann Erasmus Kindermann | ||
7 | Nachtklag | 00:03:02 |
Jacopo Peri | ||
8 | Al fonte, al prato | 00:02:31 |
Francesco Rasi | ||
9 | Filia mia | 00:03:03 |
Claudio Monteverdi | ||
10 | Vi ricorda boschi ombrosi (3. Akt - aus: L' Orfeo) | 00:01:56 |
Luigi Rossi | ||
11 | Les pleurs d'Orphée ayant perdu sa femme | 00:01:26 |
Thomas Campion | ||
12 | Break now my heart | 00:02:53 |
13 | Oft have I sigh'd | 00:03:00 |
Jacopo Peri | ||
14 | Non piango e non sospiro (aus: Euridice) | 00:01:55 |
Johann Erasmus Kindermann | ||
15 | Jetzund kommt die Nacht herbei | 00:02:14 |
Anon. | ||
16 | Passacagli | 00:04:44 |
Henry Purcell | ||
17 | Charon the peaceful shade invites | 00:02:02 |
Domenico Belli | ||
18 | Numi d'Abisso | 00:06:41 |
Giovanni Maria Trabaci | ||
19 | Toccata seconda | 00:03:08 |
Claudio Monteverdi | ||
20 | Qual honor di te fia degno (4. Akt - aus: L' Orfeo) | 00:01:17 |
Antoine Francisque | ||
21 | Prélude 4 | 00:02:05 |
Johann Erasmus Kindermann | ||
22 | Ach Liebste, lass uns eilen | 00:02:10 |
Jacopo Peri | ||
23 | Gioite al canto mio (aus: Euridice) | 00:01:03 |
Johann Steffens | ||
24 | Orpheus die Harfen schlug so fein | 00:01:28 |
Antonio Draghi | ||
25 | Al suon di questa lira | 00:03:09 |
Johann Erasmus Kindermann | ||
26 | Wann sich der werte Gast | 00:04:12 |
Anon. | ||
27 | The Indian Nightingale | 00:02:18 |
Interpreten der Einspielung
- Julian Prégardien (Tenor)
- Teatro del mondo (Ensemble)
- Andreas Küppers (Leitung)