Fantasie | Sonate
Music for flute & piano
Coviello Classics COV91730
1 CD • 65min • 2016
30.05.2018
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Die Initialzündung für das deutsch-französische Romantik-Repertoire dieser CD war die Fantasie-Sonate vom Würzburger Komponisten Max Meyer-Olbersleben (1850-1927). Im Antiquariat stieß die schweizer Flötistin Miriam Terragni auf die dreitieilige Sonate, von deren Komponisten wir nur wenig wissen. Jenseits von Youtube existieren lediglich eine Einspielung vom Flötisten Michel Moragues und eine von Hans-Udo Heinzmann. Das hohe Maß an Virtuosität, die Meyer-Olbersleben der Flötistin hier abverlangt, ist wohl auch von dessen Lehrer Franz Liszt beeinflusst. Fast atemlos hinterlässt die modulationsreiche Sonate den Hörer. Dabei lässt sie dem Solisten nicht viel Freiraum zur Gestaltung, da der Komponist mit seinen epochentypischen bildhaften Bezeichnungen wie „In gehender Bewegung“ oder „Ziemlich rasch und wild“ seine Vorstellung des etwa 20-minütigen Aufstiegs zum Höhepunkt con fuoco recht genau bebildert. Dieselbe wechselhafte spätromantische Dramatik wird in Meyer-Olberslebens Ballade in gis-Moll für Klavier von der Pianistin Catherine Sarasin verlangt.
Das Duo Miriam Terragni und Catherine Sarasin veröffentlicht mit Fantasie – Sonate seine erste CD mit der seltenen Gattung Flötensonate, nachdem die beiden Musikerinnen 2010 für ihre erste CD selbst Opernparaphrasen übertragen hatten. Die tatsächlichen Fundstücke auf ihrer neuen CD sind jedoch die sechs Werke der wenig bekannten Komponisten, die hier zum ersten Mal aufgenommen wurden. Das Arrangement von Wagners Romanze nach dem Albumblatt WWV 94 und die Ballade stammen vom ebenso unbekannten Komponisten und Geiger August Wilhelmj (1845-1908). Liszt bezeichnete ihn einst als den zukünftigen Paganini. Seine Werke waren daher ursprünglich für Violine geschrieben und wurden für diese Einspielung von Miriam Terragni auf die Flöte übertragen.
Die zweite Hälfte der CD nimmt uns mit nach Frankreich, wo die Flöte schon lange mit einem umfassenden Repertoire gesegnet ist. Vielleicht musste auch wegen dieser Fülle an Werken das kleine Pièce von Lili Boulanger erst vom Duo aus der Bibliothèque nationale de France geborgen werden. Nach einem Spaziergang durch den Zauberwald mit Léon Moreau folgt mit Louis Massons Valse Lente der ruhige Gegenpol zum brisanten Auftakt der CD bevor sich die beiden Musikerinnen beschwingt mit Victor Alphonse Duvernoy verabschieden. Auch seine Deux Morceaux waren – passend zu den anderen Trouvaillen dieser CD – eine antiquarische Entdeckung. Nicht nur musikalisch, sondern auch musikwissenschaftlich muss dem Duo also Applaus gelten!
Sanna Hahn [30.05.2018]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Max Meyer-Olbersleben | ||
1 | Fantasie-Sonate A-Dur op. 17 | 00:20:41 |
Richard Wagner | ||
4 | Albumblatt für Frau Betty Schott (Albumblatt) | 00:04:04 |
August Wilhelmj | ||
5 | Ballade | 00:08:18 |
6 | Ballade ges-Moll op. 9 | 00:06:31 |
Lili Boulanger | ||
7 | Pièce | 00:01:42 |
8 | Nocturne for Flute and Piano | 00:02:47 |
Léon Moreau | ||
9 | Dans la forêt enchantée | 00:11:02 |
Louis Masson | ||
10 | Valse Lente | 00:03:25 |
Victor Alphonse Duvernoy | ||
11 | Lamento op. 41 Nr. 1 | 00:04:13 |
12 | Intermezzo op. 41 Nr. 2 | 00:02:22 |
Interpreten der Einspielung
- Miriam Terragni (Flöte)
- Catherine Sarasin (Klavier)